Man findet es überall in Flüssen und Seen: Mikroplastik. Henrik Siegel, Student der Technischen Hochschule Lübeck hat nun gezeigt, dass Kläranlagen aktuell gar nicht alle Partikel herausfiltern können. Nachdem er für seine Bachelor-Arbeit drei Monate lang im Zentralklärwerk der Lübecker Kläranlage geforscht hat, kann er das jetzt auch wissenschaftlich fundiert sagen.
Überbleibsel von Verpackungen im geklärten Wasser
Auch nachdem das Wasser durch alle unterschiedlichen Reinigungsstufen der Lübecker Kläranlage gelaufen ist, findet Siegel Plastikpartikel. "Im Ergebnis finden sich sehr viele Folienfragmente und auch klassische Kunststoffragmente als Mikroplastik hier im Abwasser. Einen Großteil der Kunststoffsorten kennen wir aus dem Alltag. Zum Beispiel aus Verpackungsfolien", sagt er.
20 Milliarden unsichtbare Partikel im Wasser?
Und auch nach der derzeit letzten Klärstufe bleibt noch Plastik im Wasser: winzige Mikrofasern aus der Waschmaschine, Kunststoffzusätze von Kosmetika und Zahnpasta zum Beispiel. Bei seiner Untersuchung hat Henrik Siegel einen Partikel auf einen Eimer Wasser gefunden. Hochgerechnet sind das mehr als zwei Milliarden Partikel im Jahr, die das Zentralwerk der Lübecker Kläranlage nicht aus dem Wasser filtert. Noch kleinere, für das Auge nicht sichtbare Partikel, schätzt Henrik Siegel auf weitere 20 Milliarden. Die gelangen in die Flüsse und reichern sich in Pflanzen und Tieren an - und auch im Menschen. Was es für den Menschen bedeutet, wenn er dieses Mikroplastik aufnimmt, dazu gibt es nach Angaben von Mark Lenz vom Geomar Kiel derzeit noch keine Erkenntnisse.
Vierte Klärstufe im Gespräch
Eine zusätzliche, vierte Klärstufe könnte weitere Mikroschadstoffe entfernen - genau wie Medikamentenrückstände oder Reste von Kosmetika oder Reinigungsmitteln, die die bisherigen Reinigungsstufen nicht herausfiltern. Für so eine Reinigungsstufe müsste die Politik aber erst Richtwerte festlegen, denn ohne konkrete Vorgaben wird niemand Millionen in neue Technik investieren.
Henrik Siegel hat das Thema mit seiner wissenschaftlichen Arbeit nun zumindest wieder auf die Tagesordnung gesetzt. In einer Broschüre hat er zudem seine Ergebnisse zusammengefasst. Es könnte ein wichtiger Schritt sein, das Thema ernsthaft anzugehen.
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