Es war ein Coup, der weit über München hinaus für Aufsehen sorgte: In der Commerzbank am Promenadeplatz sollen Gangster die Schließfächer einer superreichen Russin geknackt und 4,6 Millionen Euro erbeutet haben. Geholfen hat ihnen dabei angeblich eine Bankangestellte. Drei mutmaßliche Täter stehen nun vor Gericht.
Es geht um viel Geld in diesem Strafprozess. Geld, das nicht mehr da ist. Geld, das zuvor angeblich bombensicher eingelagert war – in einem Wertschließfach der Commerzbank-Filiale am noblen Promenadeplatz im Herzen von München. Es geht um 4,6 Millionen Euro.
Eigentümerin des stolzen Sümmchens – eine schwerreiche Russin aus Saratow an der Wolga. Ihr Name: Evgeniya B. Die Dame hatte in der Bank angeblich insgesamt 36 Millionen Euro gebunkert. Anfang 2018 verringerten sich ihre Bareinlagen um besagte 4,6 Millionen, worüber die Kundin alles andere als erfreut war, trotz ihres Mega-Vermögens.
Commerzbank in München: Dreister Millionen-Klau
Natürlich haben sich die Bestände nicht einfach in Luft aufgelöst. Sie wurden gestohlen – am helllichten Tag, ziemlich geräuschlos. Die Täter sollen die Beute ganz entspannt in einem Rollkoffer aus der Filiale gezogen haben und dann verschwunden sein.
Die Freude an dem fremden Kapital währte allerdings nicht lange. Ermittler kamen den mutmaßlichen Räubern – sechs Männer und eine Frau – auf die Spur und zimmerten eine Anklage. Das erste Verfahren endete im Februar 2020 mit vier Freisprüchen. Den Strafverfolgern war es nicht gelungen, wasserdichte Beweise vorzulegen. Die übrigen drei Mitglieder der „Bande“ (Staatsanwaltschaft) stehen jetzt vor dem Münchner Landgericht.
Schwerer Bandendiebstahl: Drei Angeklagte vor Gericht
Verantworten müssen sich: Die Commerzbank-Mitarbeiterin Silvia F. (60), die die Täter mit Insiderwissen versorgt haben soll. Der Student H. (29), der die Schließfächer angeblich aufgebrochen hat. Und Luca F. (33), der Sohn der mitangeklagten Bankkauffrau. Er gilt laut den Ermittlern als Drahtzieher im Hintergrund. Dem Trio werden schwerer Bandendiebstahl sowie Sachbeschädigung zur Last gelegt.
Ein bisschen erinnert der Fall an „Ocean’s Eleven“ mit George Clooney, Brad Pitt und Julia Roberts. Auch wenn die Beute etwas geringer ausfiel als im Hollywood-Klassiker (dort ging es um 150 Millionen Dollar) – doch in puncto Logistik, Teamwork und Kaltschnäuzigkeit reichte der Coup in Bayern locker an das Filmvorbild heran.
Bank-Mitarbeiterin: Insider-Wissen weitergegeben?
Eine zentrale Rolle bei dem Millionen-Klau spielte offenbar Bankkauffrau Silvia F., die seit 1992 bei der Commerzbank angestellt ist. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte sie kurzzeitig ihren Job verloren. Doch die Frau, die der Tat bis heute nicht überführt ist und schon gar nicht rechtskräftig verurteilt wurde, klagte vor dem Arbeitsgericht erfolgreich gegen ihre Kündigung und musste weiterbeschäftigt werden.
Laut Staatsanwaltschaft wusste sie zur Tatzeit bestens Bescheid über Abläufe und Mechanismen innerhalb des Geldinstituts. Ihre Kenntnisse soll sie an ihre mutmaßlichen Mittäter weitergegeben haben.
Wertfächer aufgehebelt: Beute in Rollkoffer aus Bank gebracht
Demnach war Silvia F. bekannt, dass die Kundin aus Russland mehrere Schließfächer gemietet und dort ein Vermögen gebunkert hatte. Laut Staatsanwaltschaft teilte Silvia F. einem Mitangeklagten ein Schließfach in unmittelbarer Nähe dieser Wertdepots zu. Außerdem soll sie zwei Komplizen Zutritt zu dem Tresorraum ermöglicht haben. Einer von ihnen spähte den Schließmechanismus der Wertfächer aus.
An drei Tagen – 8. Dezember 2017, 2. Februar 2018 und 1. März 2018 – soll der Angeschuldigte H. jeweils zusammen mit einem Komplizen den Tresorraum betreten haben. Auf „bislang nicht bekannte Art und Weise“ hebelte H. die vier Schließfächer (Nummer 4536, 4715, 4553 und 4626) der superreichen Kundin auf.
Den Inhalt – ziemlich genau 4.592.000 Euro – schafften er und seine Kompagnons angeblich seelenruhig aus der Bank – in Rollkoffern. Um keinen Alarm auszulösen, sollen sie die Schließfächer mit Heißkleber und einem Klebeband am Öffnungsmechanismus wieder geschlossen haben. Die Angaben zur Höhe des verschwundenen Geldes beruhen auf Aussagen der Eigentümerin, die von der Staatsanwaltschaft geprüft und als glaubhaft eingestuft werden.
Millionen bis heute verschwunden - Prozess bis Juni 2022
An den Wertboxen entstand laut Ermittlern ein Sachschaden von etwa 30.000 Euro. Die Millionen-Beute sollen die Gangster – wie bei „Ocean’s Eleven“ – unter sich aufgeteilt haben. Zwar ordnete die Staatsanwaltschaft die Einziehung des gestohlenen Geldes an, bislang sind die Millionen jedoch nicht wieder aufgetaucht.
Für den Prozess sind 30 Verhandlungstage angesetzt. Auch die geschädigte Kundin soll angehört werden. Voraussichtlich im Juni 2022 fällt das Urteil.
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