Nach der Tsunami-Katastrophe in Indonesien werden immer mehr Todesopfer entdeckt, inzwischen sind es mehr als 1400. Bei den Menschen im Unglücksgebiet wächst der Zorn auf die Behörden - während die Hoffnung auf weitere Überlebende geringer wird.
Nach den Erdbeben und dem Tsunami in Indonesien sind die ersten Hilfsgüter aus dem Ausland in der Stadt Palu angekommen. Vielen Menschen auf der Insel Sulawesi fehlte es weiterhin am Nötigsten, doch manche Bewohner bemühten sich um ein Stück Normalität. Das ganze Ausmaß der Katastrophe mit mehr als 1400 Toten ist auch weiterhin noch nicht abzusehen.
Er habe Reis, Öl, Zucker und Eier aus der Stadt Makassar bestellt und wolle sein Geschäft wieder öffnen, sagte Mastur, der Inhaber eines Ladens im Markt des Ortes Kabenga Besar. Mehrfach waren Geschäfte auf Sulawesi geplündert worden.
1424 Tote in Indonesien
Der Sprecher des nationalen Katastrophenschutzes, Sutopo Nugroho, bezifferte die Zahl der Toten am Donnerstag auf mindestens 1424. Mehr als 2500 Menschen waren schwer verletzt und mindestens 113 wurden offiziell vermisst. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer liegt wohl noch deutlich höher. Längst waren nicht alle aus Schlamm und Trümmern geborgen.
Dem Katastrophenschutz zufolge verloren mehr als 70.000 Menschen entlang von Sulawesis Westküste ihre Unterkunft. Die Vereinten Nationen schätzten, dass fast 200.000 Leute auf Hilfe angewiesen waren. Überlebende leiden an Hunger und Durst, es mangelt an Lebensmitteln und sauberem Wasser. Aus aller Welt gab es Zusagen. Die EU-Kommission aktivierte den europäischen Katastrophenschutz, um die Hilfe zu koordinieren. Die Bundesregierung gibt 1,5 Millionen Euro.
Die deutschen Hilfsorganisationen Isar Germany und Bundesverband Rettungshunde haben ein gemeinsames Hilfsteam nach Indonesien geschickt. Die Experten wollen dort Opfer der schweren Erdbeben und des Tsunamis auf der Insel Sulawesi vor allem mit sauberem Trinkwasser und mit Elektrizität versorgen, wie die in Duisburg ansässige Isar-Organisation mitteilte. Demnach reagierten sie damit auf eine Anforderung der indonesischen Botschaft in Berlin.
"Unsere Experten können mit ihren Aufbereitungsanlagen pro Tag rund 6000 Liter sauberes Wasser erzeugen", sagte Isar-Präsidentin Daniela Lesmeister. Mit den dafür benötigten und weiteren mitgeführten Generatoren solle auch zur Stromversorgung beigetragen werden.
Wut und Verzweiflung nach Erdbeben und Tsunami
Besonders schlimm betroffen von der Naturkatastrophe war die 350.000-Einwohner-Stadt Palu, wo der Tsunami am Freitagabend in drei Wellen mit bis zu sechs Metern Höhe auf die Küste getroffen war. In zwei Stadtteilen verwandelte sich der Boden bei der Katastrophe in einen weichen Brei – ein Phänomen, das als Bodenverflüssigung bekannt ist.
Nach der Panik, nach der ersten Trauer, nach der Fassungslosigkeit machen sich auch in Palu jetzt zunehmend Wut und Verzweiflung breit. Die Menschen sind erbost darüber, wie wenig Hilfe von den Behörden kommt. "Wir haben keine Hoffnung mehr", sagt Rahmat, einer der Überlebenden, der in einer Kirche Zuflucht gefunden hat. "Wir sind müde. Und wir sind verwirrt."
Der Ärger richtet sich in der Hauptsache nicht dagegen, dass das Tsunami-Warnsystem, das von Deutschen mitentwickelt wurde, kein wirklicher Schutz war. Am Strand gab es nicht einmal eine Sirene. Die Überlebenden regen sich jetzt aber eher darüber auf, dass es an den wichtigsten Dingen fehlt: an Wasser, Essen, Strom, Benzin.
Es gibt aber auch Erfolge. Aus den Trümmern eines Verwaltungsgebäudes in Palu zohen die Helfer einen Mann heraus, Sapri Nusin. "Können Sie laufen?", fragte einer. Die Antwort: "Ja, aber ich bin sehr durstig". Dann nahm ihn ein Krankenwagen auf. Allerdings sinken die Chancen auf solche glücklichen Momente mit jeder Stunde. Das wissen auch die Retter. Die Hoffnung wird geringer. Aber noch ist sie da.
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