Schimmel auf Marmelade kann man abschöpfen? Und Tiefgekühltes hält praktisch ewig? Wir klären fünf verbreitete Mythen über die Haltbarkeit von Lebensmitteln auf
Im Kühlschrank hält sich alles länger
Nein, nicht alles bleibt im Kühlschrank länger frisch. Tatsächlich gibt es eine ganze Menge Lebensmittel, die dort nichts zu suchen haben. Tomaten zum Beispiel verlieren im Kühlschrank nicht nur an Aroma – sie halten auch nicht länger, sondern setzen eher früher Schimmel an. Gleiches gilt für Auberginen und ähnliche Gemüsesorten. Auch Knoblauch, Zwiebeln und Bananen verderben bei der feuchten Kälte des Kühlschranks schneller als trocken bei Zimmertemperatur gelagert.
Schimmel kann man abschneiden oder abschöpfen
Auf Brot, Obst oder Marmeladen wuchern Schimmelpilze besonders gern: Darf man auf den Rat von Oma hören, und den Pelzbelag einfach großzügig entfernen und die Lebensmittel dann noch essen? In fast allen Fällen lautet die Antwort: Nein! Entdeckt man eine kleine Schimmelstelle an Brot oder Toast sollte das gesamte Stück weggeworfen werden. Die Größe des sichtbaren Pilzes lässt keine Rückschlüsse auf die Giftstoffe zu, die sich verbreitet haben. Auch in Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil – etwa Gurken, Tomaten oder Pfirsichen – breitet sich die Mykotoxine schnell aus. Daher sollte man sie komplett wegwerfen, sobald sie an einer Stelle faulen. Das gilt übrigens auch für Marmelade: „Angeschimmelte Konfitüren und Gelees sollten grundsätzlich weggeworfen werden“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung – und widerspricht damit der weitverbreiteten Annahme, es reiche bloßes Abschöpfen des Pilzbelags. Auch braten, kochen oder backen kann den Toxinen wenig anhaben: Schimmelpilzgifte sind weitgehend hitzestabil. Unbedenklich sind schimmelgereifte Käse (Roquefort, Camembert etc.). Eine Ausnahme bilden außerdem luftgetrocknete Wurst und Schinken (in ganzen Stücken!). Hier sollten die mit Schimmel befallenen Teile großzügig entfernt und möglichst nicht verzehrt werden.
Abgelaufene Lebensmittel gehören in den Müll
Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Lebensmittels überschritten, landet es schnell im Müll. Dabei sollte man diese Angabe nicht mit dem Verfallsdatum verwechseln. Denn das MHD gibt lediglich den Zeitpunkt an, bis zu dem die Herstellerfirma bei richtiger Lagerung die spezifischen Eigenschaften ungeöffneter Lebensmittel, wie beispielsweise Geschmack und Geruch, garantiert. Unser Rat: Verlassen Sie sich auf die eigenen Sinne und schauen Sie sich das Produkt genau an, bevor Sie es wegwerfen. Die Verbraucherzentrale Hamburg gibt Tipps, wie wir riechen, schmecken und sehen können, was noch gut ist. Sie finden sie in diesem Artikel.
Keimende Kartoffeln kann man nicht mehr essen
Es kommt drauf an. Die Kartoffelpflanze gehört botanisch zu den Nachtschattengewächsen – und diese bilden Solanin, eine Sammelbezeichnung für zwei Giftstoffe, so genannte Glykoalkaloide. Werden die Kartoffeln im Supermarkt oder im Haushalt zu hell oder zu warm aufbewahrt, entsteht verstärkt grüne Stellen und Keime – die besonders viel des unerwünschten Solanins enthalten. Sind die Keime noch klein (nicht mehr als einen Zentimeter lang), genügt es, sie großzügig herauszuschneiden. Gleiches gilt für kleine grüne Stellen. Kartoffeln mit großflächigen oder mehreren grünen Stellen und längeren Keimen sind nicht zum Verzehr geeignet.
Tiefgekühltes läuft nicht ab
Auch im Eisfach oder in der Tiefkühltruhe bleibt Essen nicht ewig genießbar. Insbesondere Fleisch und Fisch mit hohem Fettgehalt können schon nach wenigen Wochen durch den einsetzenden Fettverderb einen ranzigen Beigeschmack bekommen. So sollten Sie Hackfleisch oder Lachs nicht länger als ein bis drei Monate einfrieren. Fischstäbchen oder magerere Fleischsorten können im Tiefkühler deutlich länger verweilen. „Bei guten Lagerbedingungen bei circa -18 Grad Celsius ist Schweinefleisch bis zu 8 Monate und Rindfleisch bis zu 12 Monate haltbar“, schreibt die Verbraucherzentrale. Wichtig ist in jedem Fall beim Auftauen behutsam vorzugehen. „Bakterien, Hefen oder Schimmelpilze fallen bei Tiefkühltemperaturen in einen ,Kälteschlaf‘, vermehren sich also nicht. Allerdings überleben die meisten Mikroorganismen, werden beim Auftauen wieder aktiv und können sich vermehren“, so die Verbraucherschützer. Daher gilt: langsam im Kühlschrank auftauen und die Auftauflüssigkeit wegschütten.
Und was denken Sie daran ?