WISSENSCHAFTSTEAM ARBEITET MIT ROBBEN Wir sind die süßesten Forscher der Antarktis Klimauntersuchungen im Polarmeer

12.04.2021 10:59

 

Mit Messgeräten ausgestattet, liefern Weddellrobben wichtige Daten aus den tiefen des Ozeans

Es ist eine Welt, die nur aus Eis und Wasser besteht. Kalt, abgelegen und einsam: die Antarktis. Und doch sagt dieser Ort sehr viel über den Zustand unserer Erde aus.

Aus diesem Grund war dort bis Ende März zwei Monate lang ein Forschungsteam des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) unterwegs. Zielregion: das Gebiet vor dem Filchner-Ronne-Schelfeis im Weddellmeer, am südlichen Rand des Atlantischen Ozeans. Ein Teil des Weddellmeeres liegt das ganze Jahr unter einer Eisdecke, dem sogenannten Schelfeis.

Vom Forschungsschiff Polarstern aus führte das 50-köpfige Team, bestehend aus internationalen Wissenschaftlern, Untersuchungen durch, die für die Klimaforschung wichtig sind. Ihre putzigen Gehilfen: zehn sogenannte Weddellrobben.

Klimaforschung mit der Polarstern

Es ist nicht die erste Expedition dieser Art ins Weddellmeer. Daten aus den Jahren 2014 bis 2018 hatten bereits gezeigt, dass sich Salzgehalt und Temperatur des Wassers verändern.

Die Weltmeere haben einen großen Einfluss auf unser Klima. Sie nehmen einen großen Teil der Erdwärme auf und speichern etwa ein Drittel der Kohlendioxid-Menge aus der Luft. Das führt allerdings dazu, dass sich die Wassertemperatur langfristig erhöht. Das können die Forscher auch anhand der Schmelzraten der Eisflächen in der Arktis und Antarktis erkennen. Aus den Ozeandaten kann man dann wiederum schließen, dass sich auch das Klima ändert.

Lange Zeit ging man davon aus, dass das Weddellmeer von den Klimaveränderungen verschont bleibt, weil das Wasser dort kalt genug ist. Die Forscher des AWI konnten vor einigen Jahren allerdings zeigen, dass das nicht stimmt und sich das Wasser über die Jahre durchaus erwärmt hat.

Ein wichtiger Teil der Forschung der AWI-Wissenschaftler besteht darin, herauszufinden, wie viel Kohlenstoff vor Ort im Ozean aufgenommen und in die Tiefsee transportiert wird. Dieser Vorgang nennt sich Kohlenstoffpumpe.

Robben als Forschungshelfer

Bei diesen Untersuchungen helfen dem Team zehn Weddellrobben, die mit Sensoren ausgestattet Druck, Salzgehalt und Temperatur im Wasser messen. Die Messgeräte werden auf die Köpfe der Tiere geklebt. Beim jährlichen Fellwechsel fallen sie dann einfach ab.

Dr. Horst Bornemann, Tierarzt und Robbenforscher am AWI: „Während der Atem- und Ruhepausen der Robben an der Wasseroberfläche und auf dem Meereis werden diese Daten via Satellit an das AWI übertragen. Auf diese Weise ergänzen die Robben die systematischen Untersuchungen der Ozeanografen. Besonders wertvoll sind Daten aus dem antarktischen Winter, wenn schiffsgebundene Untersuchungen kaum möglich sind.“

 

Die Tiere werden betäubt, bevor der Sensor aufs Kopffell geklebt wird

Weddellrobben sind eine der häufigsten Robbenarten in der Antarktis. Die Tiere mit dem grauen, mit hellen Punkten besprenkelten Fell werden bis zu 2,50 Meter lang und 400 Kg schwer. Da sie an Land keine natürlichen Feinde haben, sind sie oftmals nicht sehr scheu und fliehen nicht direkt, wenn man sich ihnen nähert.

Um den Sensor an den Kopf der Tiere zu kleben, werden sie während ihren Ruhepausen auf dem Meereis von den Forschern aufgesucht und von einem Tierarzt betäubt.

 

Beim jährlichen Fellwechsel fällt der Sensor wieder ab

Die Forschungsdaten werden nun von den Wissenschaftlern ausgewertet, in der Hoffnung weitere Erkenntnisse im Systems Ozean-Eis-Biologie im Klimawandel zu bekommen.

Quelle