Wetter in Deutschland Chancen auf weiße Weihnacht deutlich gestiegen

03.12.2020 10:30

Der erste Schnee ist gefallen – und das hat durchaus Folgen für die Wetter-Prognosen des weiteren Jahresverlaufs. Die gute Nachricht: Der Traum von einer "weißen Weihnacht'" ist im Corona-Jahr noch nicht ausgeträumt ...

Die Klimamodelle sind sich dieses Jahr sehr einig gewesen: Eigentlich sollte es ein warmer Winter werden. Doch es gab noch eine kleine Chance auf Kälte, wenn das Azorenhoch doch noch an Stärke gewinnen sollte. Und anders als im vergangenen Jahr, zeigt das Azorenhoch nun, was es kann. Es gewinnt an Stärke und die erste wesentliche Dezemberprognose kippt. Es bleibt kalt. Und vielleicht nicht nur im Dezember.

Noch Ende November sah alles nach einem sehr warmen Dezember aus. Man musste schon grüne Weihnachten vorhersagen, weil die Atmosphäre keinen Hinweis auf Winter geliefert hat. Doch das hat sich geändert, als der Schneefall für diese Woche in den Wettermodellen aufgetaucht ist.

Mittelfristprognosen zeigen kalten Dezember 

Die Chance auf einen anhaltenden Wintereinbruch ist damit sehr deutlich gestiegen. Und wie wir alle wissen, ist der Schnee tatsächlich gefallen und die neuesten Mittelfristprognosen des EZMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) haben sich schlagartig geändert.

Ende November hatten die Prognosen noch zu warme Temperaturen für Deutschland vorhergesagt. Es sollte bis zu 1 Grad wärmer werden als im klimatologischen Schnitt. Die neuen Prognosen fallen 1 bis 1,5 Grad kälter aus. Es wird nun also ein kalter Dezember. Je nach Region liegen die Temperaturen nun 0,5 bis 1 Grad unter den Normalwerten.

München: Chancen auf weiße Weihnachten bei 50 Prozent 

Das hat auch ganz konkrete Auswirkungen auf Weihnachten. Eine erste Analyse für München ergibt eine 50 prozentige Chance auf weiße Weihnachten im Stadtgebiet. Außerhalb könnte die Chance noch höher liegen. In den kommenden Tagen werden wir weitere Analysen veröffentlichen. Weiße Weihnachten sind aber durchaus im Bereich des Möglichen.

Wir haben also eine neue Dezemberprognose. Es bleibt kalt. Doch was heißt das für die komplette Winterprognose? Im Augenblick überschlagen sich die meteorologischen Analysen. Denn Ende Dezember deutet sich ein weiteres wichtiges Ereignis an. Der Polarwirbel könnte – entgegen aller Annahmen – doch instabil werden.

Das Azorenhoch hat uns kalt erwischt 

Alle Zeichen stehen plötzlich auf Winter. Es gibt einen starken statistischen Zusammenhang zwischen der Lage des Azorenhochs Anfang Dezember und der einsetzenden Witterung. Wenn es also Anfang Dezember ein starkes Azorenhoch gibt, dann bleibt das höchstwahrscheinlich im Dezember auch so – und polare Kaltluft kann nach Mitteleuropa fließen. Es bleibt also kalt und die Chancen auf einen weißen Winter steigen.

Dass sich das Azorenhoch so verhält, war nicht zu erwarten. Eigentlich waren die Meteorologen davon ausgegangen, dass der Winter ähnlich verläuft wie im vergangenen Jahr. Das Azorenhoch war sozusagen im Winterschlaf und der Jet hatte freie Bahn mit milder Luft. Der Winter ist damals praktisch ausgefallen. Doch dieses Jahr ist das anders. Offensichtlich gibt es immer noch Prozesse im Wettergeschehen, die wir nicht richtig verstehen. Und so kommt es zu dieser kalten Dezemberüberraschung.

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Winterprognose könnte kippen 

Doch damit nicht genug: Das starke Azorenhoch, im Zusammenspiel mit dem starken Russlandhoch, bedrängt Ende Dezember den Polarwirbel. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beiden Hochdruckgebiete es schaffen werden, den Polarwirbel aus seiner Bahn zu drücken. Wenn das passiert, dann wird der Polarwirbel instabil und es kann zu einem Ausbruch arktischer Luftmassen kommen.

Allerdings heißt das nicht, dass die kalte Luft unbedingt Europa erreicht. Es gibt aber auch hier erste Prognosen, die Anfang Januar neue Kälte in Mittel- und Osteuropa sehen. Der Winter könnte also auch im Januar anhalten. Die gesamte Winterprognose könnte kippen.

Die großen Klimamodelle werden bis zum Wochenende neu gerechnet. Dann wird es spannend. Vielleicht wird es ja doch ein eisiger Winter?

Quelle