TV-Kolumne „ZDFZeit“ Kinder-Bons, Nutella, Mon Chéri: ZDF lüftet die Tricks von Ferrero

08.04.2021 10:57

Sebastian Lege kennt die Tricks der Lebensmittelindustrie. Für „ZDFZeit“ deckt er nun die geheimen Rezepturen des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero auf, lüftet das Geheimnis der Piemont-Kirsche - und entlarvt die Marketingstrategien hinter der beliebten Kinder-Schokolade.

„Na, Herr Ferrero, sehen Sie gerade, wie ich Ihnen auf die Schliche komme?“, fragt Sebastian Lege verheißungsvoll. Sebastian Lege ist Produktentwickler und verspricht, in „ZDFZeit“ die Tricks des italienischen Süßwarenkonzerns Ferrero zu offenbaren. Den Rezepturen-Trick, den Gesundheitstrick, den Zutaten-Trick, den Werbetrick und ein paar weitere.

Der italienische Konzern erfindet nämlich Geschichten, spart an teuren Zutaten und verkauft zuckerreiche Süßigkeiten als gesund. Der Erfolg von Ferrero begann einst mit Nutella. Die Rezeptur ist bis heute ein Geheimnis. Ferrero ist ein verschwiegener Familienbetrieb.

Kinderarbeit für Nutella?

Das Nutella-Rezept besteht vor allem aus Vanillin, Zucker, Haselnüssen, Palmöl und Kakaopulver. Der Trick ist, dass die Nüsse vorher extrem geröstet werden und sich deren Aroma verdoppelt. Tatsächlich sind nur 13 Prozent Nüsse im Glas.

Und die bekommt Ferrero auch noch extrem preiswert, weil der Konzern mit seiner Marktmacht den Preis drückt und unter anderem aus der Türkei importiert. Auf den dortigen Plantagen sollen sogar syrische Kinder ihre Arbeit tun.

Fast alle Produkte enthalten Palmöl

Fast alle Ferrero-Produkte enthalten zudem Palmöl. Das kommt vorwiegend aus tropischen Billiglohnländern wie Malaysia, Indonesien und Papua-Neuguinea und wird in Monokulturen angebaut. Oft wird dafür der Regenwald gerodet.

Das wiederum gefährdet Weltklima und Artenvielfalt. 200.000 Tonnen Palmöl braucht Ferrero jährlich. „Aber die Lieferkette ist nicht sauber“, konstatiert Gesche Jürgens von Greenpeace.

Die Marketingtricks von Ferrero

Die meisten Produkte beinhalten die immer gleichen Zutaten. „Deshalb liefert Ferrero bei jeder Produkteinführung etwas Besonderes mit: besonderen Geschmack, besondere Verpackung, besondere Form, besondere Story.“

Als 1967 die Kinderschokolade kam, war dies die erste Schokolade in Riegeln.Nutella begründete damals sogar ein neues Produktsortiment. Jedes neue Produkt bekommt mit riesigem Werbeaufwand eine eigene Story angedichtet.

Piemont-Kirsche kommt gar nicht aus Piemont

Dabei wendet sich Ferrero häufig an junge Familie. Bei „Mon Chéri“ kommt mit der sogenannten „Piemont-Kirsche“ eine gewisse Exklusivität hinzu. Doch in Piemont werden praktisch keine Kirschen angebaut.

„Wir bauen vor allem Wein und Haselnüsse an“, so Ercole Zuccaro vom Landwirtschaftsverband Nord-Italien. Tatsächlich stammen die „Piemont-Kirschen“ aus Baden-Württemberg und sind frühreife Schnapskirschen namens Dolleseppler und Benjaminer.

Irreführende Verpackung bei Kinder-Schokolade

Vor allem die Kinder-Produkte nutzen den Gesundheits-Trick. Auf den Verpackungen ist stets viel Milch abgebildet. Milch hat ein positives Image. Der Kern der Schoko-Bons aber besteht in Wahrheit aus Palmöl und Puderzucker. Zwar sind darin auch wertvolle Teile der Milch wie Calcium und Magnesium enthalten. Doch den weitaus größten Anteil von 90 Prozent machen Milchzucker und Milchfett aus.

Mit anderen Worten: In Schoko-Bons sind achtmal mehr solcher Kalorien als in frischer Milch. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für Kinder sechs Würfelzucker am Tag.

Allein in einem Kinderriegel verstecken sich vier Zuckerwürfel und in einen Schoko-Bon immerhin noch einer. „Man sollte nicht aus den Augen verlieren: Es ist eine Süßigkeit“, mahnt Britta Schautz von der Berliner Verbraucherzentrale. Heißt: Die Milch auf der Verpackung ist irreführend.

Synthetisches Aroma bei Yogurette

Kinder-Riegel, Milch-Schnitte, Schoko-Bons – bei Ferrero-Produkten trügt häufig der Schein. Zwar hatte die Yogurette im Rahmen einer Blindverkostung bei den Gaumen der Tester deutlich gegenüber einem Billigprodukt von Penny gesiegt. In Wahrheit befinden sich in der Ferrero-Schoko aber nur sechs Gramm Joghurt und 3 Gramm Erdbeeren.

Der Trick: Die Erdbeeren werden schockgefroren und der Geschmack so konzentriert. Schließlich kommen noch ein paar Tropfen synthetisches Aroma hinzu – und fertig ist der unverwechselbare Yogurette-Geschmack. Ein weiterer Trick der Ferrero-Konzerns ist die künstliche Verknappung. „Mon Cheri“ und „Ü-Eier“ gibt es nicht im Sommer.

Der Jahresumsatz der Italiener liegt trotzdem bei 11,4 Milliarden Euro. Inhaber Giovanni Ferrero zählt mit einem Privatvermögen von 22,7 Milliarden Euro zu den 50 reichsten Männern der Welt.

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