Stiller Reflux – gasförmiges Sodbrennen

04.07.2022 12:54

Aufgrund der unspezifischen Symptome lässt sich ein stiller Reflux nur schwer diagnostizieren.

Wenn Speisebrei samt aggressiver Magensäure zurück in die Speiseröhre fließt, nennt man dies in der Fachsprache „Reflux“ (Rückfluss). Typische Beschwerden für einen Reflux sind das allgemein bekannte Sodbrennen. Ist der Rückfluss aus dem Magen jedoch nicht flüssig, sondern gasförmig und treten Beschwerden insbesondere im hinteren Mundbereich und im oberen Bereich der Atemweg auf, spricht man von einem sogenannten „stillen“ Reflux.

Erfahren Sie bei uns mehr über die Ursachen und Symptome des stillen Refluxes, wie dieser behandelt werden kann und ob Sie diesem vorbeugen können.

Was sind die Ursachen für einen stillen Reflux?

Die Ursachen für einen Laryngopharyngealen (stillen) Reflux sind vielfältig und komplex, was die Diagnostik einer Refluxerkrankung unglaublich schwierig macht.

Zu den inzwischen bekanntesten und häufigsten Ursachen zählen unter anderem:

  • Zwerchfellbruch
  • Gestörter Bewegungsablauf oder Muskelspannung in der Speiseröhre
  • Vermehrte Produktion von Magensäure
  • Übergewicht
  • Erhöhter Magendruck
  • Lähmung der Magenmuskulatur (Gastroparese)
  • Verengung im Bereich des Magenausgangs / Entleerungsstörungen (Pylorus Obstruktion)

Verantwortlich sind Pepsine und Säure

Früher waren sich Mediziner und Fachleute einig, dass ein stiller Reflux ausschließlich durch vom Magen nach oben transportierte Magensäure verursacht wird, die die Atemwege verätzt. Heute weiß man, dass dem nicht so ist. Verantwortlich ist nämlich eine Kombination aus Säure und Pepsinen (Magenenzyme).

Pepsine haben die Aufgabe, Proteine im Magen zu verdauen. Wenn man bedenkt, dass unser Körper hauptsächlich aus Proteinen besteht, verdauen wir uns quasi selbst, wenn sich die Enzyme außerhalb des Magens einnisten und aktiv werden. Aktiviert werden Pepsine jedoch erst, wenn sie mit Säure in Verbindung kommen – was unter anderem bei einem Reflux der Fall ist. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob es sich um Magensäure oder Säure aus Essen und Getränken handelt. Im Magen selbst können Pepsine im Übrigen keinen Schaden anrichten, da dieser durch die Magenschleimhaut geschützt wird.

Welche Symptome treten bei einem stillen Reflux auf?

Im Gegensatz zum normalen Reflux, bei dem die Speiseröhre betroffen ist, werden beim stillen Reflux die Atemwege angegriffen. Dadurch entfällt das klassische Symptom des Sodbrennens und macht sich eher unter folgenden Symptomen bemerkbar:

  • Schluckbeschwerden
  • Räusperzwang
  • Heiserkeit
  • Kloß im Hals
  • Erhöhte Schleimbildung
  • Husten
  • Häufiges Aufstoßen
  • Atembeschwerden
  • Gereizte Schleimhäute
  • Kehlkopfentzündung

Da beim stillen Reflux streng genommen eine Entzündung stattfindet, gehören häufige Infektionen oder Kehlkopfentzündungen ebenfalls zu den typischen Symptomen. Zudem können Geschwüre, Blutungen, Übelkeit, Entzündungen in den Ohren sowie Schädigungen am Zahnschmelz und Karies auftreten. Der stille Reflux ist im Übrigen einer der Hauptursachen für chronische Bronchitis und Asthma.

Es gibt aber auch genügend Betroffene, die gar keine oder nur wenige Symptome haben. Das ist unter anderem ein Grund dafür, warum sich die Diagnose unglaublich schwer gestaltet und ein stiller Reflux oftmals zufällig entdeckt oder erst nach längerer Zeit eindeutig festgestellt wird. Wird die Refluxkrankheit erst sehr spät festgestellt und behandelt, können sich bereits Spätfolgen wie zum Beispiel Entzündung oder Verengungen und Vernarbungen in der Speiseröhre gebildet haben. Auch Speiseröhrenkrebs kann durch eine späte Behandlung begünstigt werden.

Wie wird stiller Reflux behandelt?

In erster Linie wird ein stiller Reflux durch eine gezielte Ernährungsumstellung behandelt. Zudem können Medikamente verabreicht werden, die die Säureproduktion hemmen. Problem bei einer Medikation ist jedoch, dass diese nur kurz und begleitend zum Ernährungsplan eingesetzt werden können.

Antazida oder Protonenpumpenhemmer (beides Magensäurehemmer) verhindern nämlich nicht, dass der Magensaft bis in die Schleimhäute vordringt, sondern unterdrücken lediglich die Säureproduktion. Das ursprüngliche Problem bleibt also bestehen.

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Ernährungsumstellung ist bei stillem Reflux essentiell

Und weil es eben keine heilenden, sondern nur symptomunterdrückenden Medikamente gegen stillen Reflux gibt, ist die Umstellung der Ernährung umso wichtiger. So sind zu Beginn der Therapie Getränke und Lebensmittel mit einem pH-Wert unter 5 absolut tabu.

Hier finden Sie Listen mit guten und schlechten Lebensmitteln bei stillem Reflux:

Das sollten Sie bei stillem Reflux vermeiden:

  • Rauchen
  • Alkohol
  • Kohlensäurehaltige Getränke
  • Fruchtsäfte
  • Röststoffreicher Kaffee
  • Fettige und fettreiche Mahlzeiten
  • Mit Hefe gebackene Speisen
  • Stark zuckerhaltige Speisen und Süßigkeiten, z.B. Eiscreme
  • Tierische Produkte, z.B. Mayonnaise
  • Weizen
  • Hülsenfrüchte
  • Zitrusfrüchte
  • Tomaten
  • Zwiebeln
  • Scharfe Gewürze (z.B. Curry, Chili etc.)

Das wirkt sich günstig aus:

  • Kräutertee
  • Kartoffelsaft
  • Banane
  • Ingwer

Neben der Vermeidung verschiedener Lebensmittel und Getränke, sollten Sie zudem langsam essen. Dadurch wird der Magen entlastet und produziert weniger Säure.

Mediziner empfehlen den Betroffenen auch oftmals, auf der linken Seite zu schlafen. Wenn Sie nämlich auf der linken Seite liegen fließen der gesamte Mageninhalt und somit auch die Magensäure nach links. Da die Speiseröhre jedoch rechts in den Magen mündet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Magensaft in die Speiseröhre zurückfließt, deutlich geringer.

Kann einem stillen Reflux vorgebeugt werden?

Auch nicht an Reflux erkrankte Menschen sollten zur Vorbeugung Ihre Essgewohnheiten und den Lebensstil überdenken. Denn neben Stress, Übergewicht und übermäßiger Konsum von Kaffee, Alkohol und Zigaretten erhöhen noch weitere Einflüsse das Risiko an einem stillen Reflux zu erkranken.

Folgende Tipps können dazu beitragen einen gesunden und magenfreundlichen Lebensstil zu führen und Refluxerkrankungen vorzubeugen:

  • 2-3 Stunden vor dem Schlafen gehen nichts mehr essen
  • Vitamin- und ballaststoffreich essen
  • Während des Essens ausreichend trinken
  • Speisen mit wenig Fett und schonend zubereiten
  • Kleinere Portionen essen
  • Gründlich kauen und langsam essen
  • Übergewicht reduzieren
  • Kopfteil des Bettes um ca. 30° (etwa 10-15 cm) höherstellen
  • Keine enganliegende Kleidung tragen

Quelle