Nach dem Todessturz meiner Frau wollte ich sterben

13.08.2020 13:19

Peter Weck hat sehr unter dem schmerzhaften Ableben seiner Lebensliebe gelitten. Aber dann ist sein alter Kampfgeist wieder erwacht.

Seine Augen funkeln, sein Geist ist brillant, sein Körper aufrecht. Am 12. August wird der populäre Schauspieler, Regisseur und Musical-Intendant Peter Weck, der mit Stolz auf ein reiches künstlerisches Lebenswerk zurückblicken kann, 90 Jahre alt. BUNTE traf den vielseitigen Künstler im Wiener "Grand Hotel" und sprach mit ihm über die Wunder seines Lebens, aber auch über die Defizite und den Schmerz nach dem Tod seiner Frau Ingrid, mit der er 45 Jahre verheiratet war.

BUNTE:  Es gibt gemeinhin drei Arten des Alters: das im Pass, das Fremdbild, also wie einen die anderen sehen – und das selbst gefühlte. Wie alt fühlen Sie sich?

Peter Weck: Ungefähr 70. Als ich wirklich 70 war, habe ich mich nicht besser gefühlt. Und das Alter hat auch Vorteile: Ich habe endlich ein Gesicht. Als junger Mann litt ich unter meinem bubenhaften Milchgesicht. Deshalb wurde ich so gern in der leichten Unterhaltung in eher harmlosen Rollen beschäftigt. "Na, wo ist denn dein Lächeln", das wurde ich oft gefragt. Ich war einbetoniert in einem allzu süßen Image [...]

Auch Peters Co-Star Romy Schneider musste lange kämpfen, um ihr "Sissi"-Image loszuwerden. Im Video unten zeigen wir euch, wie ähnlich ihr ihre Tochter sieht.

War so ein fescher Mann wie Sie ihr immer treu?

Schon, obwohl es genug Verführungen in meiner Branche gibt. Für mich war immer die Frage auf der Waage des Lebens: Willst du wirklich den Menschen, den du so liebst wie keine andere, wegen einer Nichtigkeit verletzen? Wenn eine Frau dermaßen loyal zu einem steht, das verpflichtet.

Wie starb Ihre Frau?

Aus dem Nichts heraus. Sie stürzte in unserem Haus auf einer Treppe und fiel in einen Busch im Garten. Sie stand unter Schock, aber es fehlte ihr scheinbar nichts. Ich hielt es für eine Ungeschicklichkeit, die mal vorkommen kann, aber es war schon ein Infarkt. Es ging ihr danach wieder gut, sie saß im Bett, sah fern und ich arbeitete im Büro unter ihr, hörte auch, wie sie in die Küche ging. Als ich dann zu ihr ging, lag sie ganz anders da, ohne Polster, ganz flach auf dem Laken, neben ihr lagen Tabletten gegen Sodbrennen. Auf ihrer Stirn war der kalte Schweiß, den ich vom Anblick anderer Toten kannte, aber sie sah entspannt aus, es gab keinen Todeskampf. Es war ein Hinterwandinfarkt ohne jede Ansage. Ich hätte ihr nicht helfen können, auch wenn ich neben ihr gestanden hätte. Für sie war es ein guter Tod, für mich eine Katastrophe. Ich war ja zwölf Jahre älter, hatte immer angenommen, dass ich vor ihr sterbe.

Wie sehr litten Sie unter dem Verlust?

Extrem. Ich habe mich zwei Jahre lang völlig zurückgezogen, war unfähig, etwas beruflich zu machen. Ich dachte daran, ins Kloster zu gehen, nur noch zu meditieren. Ich litt auch an Depressionen, Gedanken an Selbstmord kamen mir immer wieder. Aber dafür war ich zu feige, das hätte meine Frau auch nie gewollt. Und ich hatte ja meine Kinder, die sich wunderbar um mich kümmerten. An dem Gedanken, dass ich immer ein Kämpfer war, baute ich mich auf. Was hilft es meiner Frau, wenn ich mich aufgebe, dachte ich. Bei Freunden konnte ich wochenlang wohnen, weil ich in unserem Haus immer an ihren Tod erinnert wurde. Ich habe es verkauft. Jetzt habe ich eine schöne Wohnung im ersten Wiener Bezirk, unter mir wohnt Anna Netrebko. Das Glück ist zurück. Ich mag die Rückkehr in mein altes Junggesellenleben.

Die ganze Geschichte lest ihr in BUNTE 30/20, die ab Donnerstag, den 16. Juli am Kiosk erhältlich ist, oder direkt online mit einem BUNTE inside-Abo.

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