Raus aus dem Lockdown RKI präsentiert Stufenplan

24.02.2021 08:32

Deutschland soll stufenweise wieder raus aus dem Lockdown. Dazu legte das RKI jetzt einen Plan vor. Hier liest du, wie die Öffnungen ablaufen sollen.

Die Grenzen der Belastbarkeit in der Corona-Krise sind offenbar erreicht – und damit ist derzeit nicht das Gesundheitsystem gemeint. Ein aktuelles Strategiepapier des Robert-Koch-Instituts (RKI) fasst die Lage nüchtern zusammen: "Im Kontext sinkender Fallzahlen finden derzeit Überlegungen zu Öffnungsstrategien und Stufenplänen auf verschiedenen Ebenen statt. Gleichzeitig ist ein Rückgang der Akzeptanz von Maßnahmen in der Bevölkerung zu beobachten, was die Notwendigkeit einer klaren Zielstellung und transparenten Perspektive für die nächsten Monate unterstreicht."

Mit anderen Worten: Trotz einer womöglich bevorstehenden dritten Welle plant die Bundesregierung eine schrittweise Öffnung des Landes. Das allerdings – ähnlich wie zum Beispiel in Großbritannien – eher behutsam, mit vielen Sicherheits-Puffern und Notbremsen. Zum ersten Mal werden in dem Strategiepapier auch Folge- und Kollateralschäden der Lockdown-Maßnahmen erwähnt und in die Überlegungen öffentlich miteinbezogen.

"ControlCovid" heißt die Leitlinie, die einige Elemente der umstrittenen "NoCovid"-Strategie enthält – aber auch signifikante Unterschiede. Wir zeigen dir, wie sich Deutschland demnach aus dem Shutdown befreien soll.

Diese Ziele verfolgt "ControlCovid"

Vor allem geht es laut dem RKI-Papier darum,

  • die Zahl der Neuninfektionen weiter zu reduzieren und einen Wiederanstieg der Fallzahlen zu verhindern;
  • Kontaktpersonen von Infizierten nachzuverfolgen und effektiv zu testen;
  • die Impfungen voranzutreiben;
  • Risikogruppen, vor allem in Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern, besonders zu schützen.

Nach Informationen führten Beratungen, unter anderem durch bekannte Mediziner und Aerosol-Experten, dazu, dass sich die Schutzkonzepte ganz klar auf Innenräume konzentrieren, weil die Ansteckungsgefahr draußen nach allen Daten, die zur Verfügung stehen, sehr gering sei.

10 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner

Angestrebt wird dennoch ein Inzidenzwert von 10 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner pro 7 Tage - ein Bestandteil der sogenannten "NoCovid"-Strategie, die etwa Helmholtz-Virologin Melanie Brinkmann vertritt. Der Inzidenzwert sei "führend bei der Eskalation" von Maßnahmen. Das heißt: Er ist, trotz anderer Meinung vieler Experten, tatsächlich das A und O für die Bundesregierung.

Allerdings sind auch bei Inzidenzen darüber Öffnungsschritte geplant und das RKI betont, dass man nicht allein die Inzidenzwerte betrachten wolle. Ebenfalls erfasst werden soll die Auslastung der Intensivbetten in Krankenhäusern oder die Infektionsrate bei den über 60-Jährigen.

Schutzkonzepte für Altenheime wiederum, die das RKI bereits im April 2020 vorgestellt hatte, wurden immer wieder von Verfechtern einer Alternativstrategie zum Lockdown gefordert, etwa dem bekannten Virologen Hendrick Streeck. Offenbar hat das RKI also versucht, in seinem Konzept verschiedene Lösungsansätze zu integrieren.

Das bedeuten die einzelnen Stufen

Fest steht aber auch, dass Deutschland so schnell nicht wieder zur gewohnten Normalität zurückkehren wird, wenn es nach diesem Plan geht. Und: Ein neuer Lockdown ist in Abhängigkeit von den geforderten Inzidenzwerten jederzeit möglich. Denn selbst die "Basisstufe" bei einer Inzidenz unter 10 enthält noch Maßnahmen, etwa die bekannten Abstandsregeln sowie die Maskenpflicht in Innenräumen. Doch im Gegensatz zum aktuellen Zustand sollen zum Beispiel Kitas und Schulen immer geöffnet bleiben.

Das bedeuten die einzelnen Stufen:

  • Basisstufe (Inzidenz unter 10): Allgemeine Maßnahmen, etwa Maskenpflicht in Senioren- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern, Nutzung der Corona Warn-App, Kontaktsuche, Quarantäne-Maßnahmen, Zusammenkünfte im Freien bis 1000 Personen möglich, in Innenräumen aber nur bis 100. Aber immerhin: Deutschland macht auf - mit entsprechenden Schutzkonzepten sind Schulen, Einzelhandel und Geschäfte, Universitäten, Bars und Restaurants, Theater und Museen etc. geöffnet.
  • Intensitätsstufe 1 (Inzidenz 10 bis 35): Zusammenkünfte im Freien nur bis 500 Personen, in Innenräumen nur bis 50; ansonsten bleibt aber alles offen, was auch in der Basisstufe geöffnet ist.
  • Intensitätsstufe 2 (Inzidenz 35 bis 50):  Zusammenkünfte in Innenräumen nur mit maximal 10 Personen, Bars, Clubs und Gastronomie bleiben zu, im ÖPNV sollen Extra-Bahnen die Personenzahl in den Waggons reduzieren, weiterführende Schulen und Berufsschulen gehen in den Distanzunterricht.
  • Intensitätsstufe 3 (Inzidenz über 50): Zusammenkünfte nur innerhalb der eigenen Familie. Das öffentliche Leben - Einzelhandel, Restaurants, Theater, aber auch Zusammenkünfte im Freien - wird wieder in den Shutdown geschickt. Aber: Kitas und Grunschulen, eventuell mit speziellen Schutzkonzepten, immer geöffnet bleiben, ebenso Parks und Spielplätze.

Droht noch eine Dritte Welle?

Auch wenn die Regierung jetzt schon von Öffnungen spricht - die Gefahr einer dritten Welle ist noch nicht gebannt. Hier liest du, wie es in den kommenden Monaten weitergeht. Außerdem erklären Experten, was jetzt passieren muss, damit das Jahr 2021 gut werden kann.

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