Karl Lauterbach Könnte mir vorstellen, dass wir den Freizeitsport komplett verbieten

26.11.2020 08:45

Am Mittwoch, dem 25. November, werden die Regierungschefs der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel über weitere Maßnahmen in der Corona-Krise entscheiden. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußert sich im Vorfeld zum Thema Sport – und macht wenig Hoffnung.

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (57) hat sich in der Corona-Krise einen Ruf als Mahner erworben, der konsequent auf faktenbasierte Entscheidungen drängt. Als gern gesehener Gast in einer Vielzahl von Talkshows wird der 57-Jährige nicht müde, die Risiken der Pandemie zu benennen. Nun hat sich Lauterbach bei "welt.de" über die Zukunft des Sports in den kommenden Wochen geäußert. Profi- und Hobbysportlern dürfte diese Prognose nicht gefallen, denn sie fällt düster aus.

Kommt der Sportbetrieb coronabedingt zum Erliegen?

Der Experte spricht im Vorfeld der Entscheidungen von einem "schweren Tag", auch für den Sport. Sollten sich die Fallzahlen im Zusammenhang mit den Corona-Infektionen nicht zufriedenstellend entwickeln, sagt Lauterbach gravierende Einschnitte voraus und erklärt: "Dann könnte ich mir gut vorstellen, dass wir den Freizeitsport und auch den Profisport, zumindest den Hallensport, komplett verbieten. Selbst beim Profi-Fußball bin ich nicht sicher, wie lange wir das noch durchhalten."   

Fußballspiele mit Publikum hält Karl Lauterbach derzeit für illusorisch

Forderungen aus der Bundesliga, wieder Zuschauer in den Stadien zuzulassen, hält der SPD-Politiker "zum jetzigen Zeitpunkt für völlig realitätsfremd". Selbst Geisterspiele im Profi-Fußball, die er selbst nach anfänglicher Ablehnung als relativ sicher eingestuft hatte, stünden nach den jüngsten Corona-Fällen in vielen Clubs auf dem Prüfstand. Dabei gehe es auch um die Vorbildfunktion, die so nicht mehr gegeben sei.

Beim Thema Hallensport sieht es dem Experten zufolge noch düsterer aus. Er sei "bei den momentan hohen Fallzahlen nicht sicher zu begleiten und auch mit Corona-Tests der Sportler nicht sicher zu machen".

Natürlich, betont Lauterbach, dürfe es auch in diesem Bereich keine Pauschalentscheidungen geben. "Wir müssen die Gefährdung der Spieler, aber auch ihrer Familien in den Vordergrund stellen." Das bedeute, "die Sportkontakte, auf ein absolutes Minimum zu reduzieren".     

Für ausreichend Bewegung sorgen, trotz massiver Einschränkungen

Trotz des hohen Stellenwertes des Sports werde es auch im privaten Bereich nicht ohne Einschränkungen gehen. Lauterbach dazu: "Ich habe die Sorge, dass der Sport nicht mehr lange in der Art und Weise, wie wir ihn jetzt noch praktizieren, durchgeführt werden kann." Das bedeute natürlich nicht, dass man sich weniger bewegen müsse. Schließlich könne man zum Beispiel "spazieren gehen oder joggen, ohne Kontakte zu haben".

Bei der Frage, ob am Mittwoch bereits konkrete Entscheidungen für den Sport-Bereich fallen, äußert sich Lauterbach zurückhaltend: "Ich rechne zumindest mit weiteren Beschränkungen für die Bereiche außerhalb des Sports. Die werden dann natürlich auch ihre Anwendung für den Sport finden müssen." Bei allem stelle sich die Frage, was das für den Sport bedeuten kann, also nachgelagert.

 

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