Klaus Rothe glaubte nicht, was er da sah: Auf dem Parkplatz vor einem Zeitzer Supermarkt stand ein schwarzer SUV bei gut und gern 40 Grad in der prallen Sonne und auf dem Rücksitz hechelte ein Hund.
„Wie oft läuft das im Fernsehen, im Radio, in der MZ habe ich es mehrfach gelesen“, regt sich Rothe noch im Nachhinein auf. „Und dann lässt immer noch jemand seinen Hund im Auto zurück!“ Im ersten Moment habe er sogar überlegt, einfach die Scheibe einzuschlagen. „Ich habe selbst immer Hundegehabt, habe auch jetzt einen, und ich sehe, wenn es einem schlechtgeht.“
Gemeinsam mit zwei anderen Kunden suchte Rothe schließlich nach dem Tierhalter. Der kam nach 20 Minuten. Zumindest sei die Frau selbst entsetzt gewesen, erzählt Rothe. „Sie hatte gar nicht gemerkt, wie lange sie unterwegs war.“ Hinterher fragten sich die Helfer, ob sie im Ernstfall tatsächlich die Scheibe eingeschlagen hätten. „Hätte das Folgen für uns gehabt?“, fragt Rothe, „am Ende wird man vielleicht noch dafür bestraft, dass man ein hilfloses Tier retten will.“ Die MZ versucht, gemeinsam mit dem Zeitzer Tierschutzverein und der für die Tierschutzorganisation Tasso tätigen Rechtsanwältin Ann-Kathrin Fries die wichtigsten Punkte zusammenzufassen.
Was soll man tun, wenn man einen Hund bei Hitze im Auto entdeckt?
Zuerst soll man versuchen, den Besitzer des Tieres ausfindig zu machen. Da haben die Leute in Zeitz genau richtig reagiert. Gerade in Einkaufsmärkten kann man an den Informationen den Fahrzeughalter anhand des Kennzeichens ausrufen lassen. Klappt das nicht, muss man zum Handy greifen und das Veterinäramt des Burgenlandkreises und den Notruf der Polizei anrufen.
Nur wenn die Lage des Hundes lebensbedrohlich ist, darf man die Scheibe einschlagen. Ann-Kathrin Fries rät, ein Seitenfenster einzuschlagen und nicht Front- oder Heckscheibe, denn in jedem Fall beschädigt man fremdes Eigentum und sollte so wenig Schaden wie möglich anrichten.
Woran erkennt man eine gefährliche Situation?
Der Hund hechelt schwer, hat vielleicht sogar schon Schaum vorm Mund, erklärt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Eva-Maria Bauer, manchmal versucht ein Tier panisch, sich zu befreien oder auf sich aufmerksam zu machen. Oft seien sie aber auch schon apathisch und liegen, falls sie so viel Bewegungsfreiheit haben, vor dem Beifahrersitz - dort ist die kühlste Stelle.
Welche Folgen hat das Einschlagen der Scheibe?
Es ist zunächst einmal Sachbeschädigung. Und nur bei wirklicher Lebensgefahr für das Tier bleibt man straffrei. „Rechnen Sie jedoch damit, dass es dazu kommen kann, dass der Fahrzeughalter Strafanzeige gegen Sie wegen Sachbeschädigung erstatten wird. In diesem Fall können sich Betroffene auf den rechtfertigenden Notstand nach § 34 StGB berufen“, erläutert die Anwältin. „Umso wichtiger ist es, Zeugen für den Vorfall zu haben und die Polizeizu verständigen. Telefonnummer und Anschrift der Zeugen sind wichtig.“
Wie kann man sich absichern und die Situation dokumentieren?
Man sollte von Anfang an Fotos und Videos machen und alles dokumentieren, was man macht - Notsituation nachweisen, notfalls auch bei gerichtlicher Auseinandersetzung. Wichtige Daten sind: Datum, Ort, Uhrzeit, Automarke, Farbe und Kennzeichen.
Wo kann man sich genauer informieren oder Rat holen?
Tasso hat die Aktion „Hund im Backofen“ ins Leben gerufen, um Tierhalter auf dieses Thema aufmerksam zu machen, und bietet auf der Homepage viele Infos zum Thema und rechtliche Tipps an. Hilfe gibt es auch beim Zeitzer Tierschutzverein, zu erreichen vor Ort im Tierheim an der Naumburger Straße.