Hirnforscher: Es gibt kein Alter, ab dem wir erwachsen sind – wenn überhaupt, dann erst ab 30

22.03.2019 11:14

Ab 18 gelten wir als "erwachsen" – aber das Gehirn ist zu diesem Zeitpunkt gar nicht final ausgereift. Hirnforscher gehen davon aus, dass es über drei Jahrzehnte dauern kann, bis ein Mensch das Stadium des Erwachsenseins erreicht. 

In vielen Ländern erreicht man das Erwachsenenalter mit dem 18. Geburtstag. Danach werden wir von der Gesellschaft als mündige Menschen anerkannt, dürfen wählen, Geschäfte abwickeln und selbstbestimmt leben, ohne Erziehungsberechtigten. Aber erwachsen bedeutet natürlich nicht gleich erwachsen. Mit dem Auszug aus dem Elternhaus, dem ersten Job oder sogar dem ersten Kind kommt das "Erwachsensein" nicht automatisch. Es ist vielmehr ein Prozess, der bei manchen länger dauert und bei anderen schneller vollzogen wird. So kann es sein, dass wir in den 20ern noch jede Menge Flausen im Kopf haben und womöglich auch noch gar nicht so richtig in unserem Leben zurecht kommen.

Menschen sind nicht erwachsen, bevor sie in ihren 30ern sind

Dass das vollkommen normal und in Ordnung ist, bestätigen nun Hirnforscher. Die These: Menschen sind nicht gänzlich erwachsen, bevor sie in ihren 30ern sind. Den Forschern zufolge sieht sich das Gehirn mit 18 noch massiven Veränderungen ausgesetzt. Diese Veränderungen könnten unter anderem das Verhalten beeinflussen und mitverantwortlich dafür sein, eine psychische Erkrankung zu entwickeln. In den 20ern sei man demnach anfälliger für psychische Störungen als in den 30ern.

Die BBC zitiert einen Professor der Cambridge Universität, Peter Jones, der in London über die Forschungsergebnisse sprach: "Was wir eigentlich sagen wollen, ist, dass es absurd ist, eine feste Definition davon zu haben, ab wann man von der Kindheit in das Erwachsenenalter kommt." Bei dieser Entwicklung handle es sich viel mehr um einen differenzierten Übergang, der sich über bis zu drei Jahrzehnte ziehen kann. Es gebe keine Kindheit und kein Erwachsensein: "Menschen sind auf einem Weg, auf einer Flugbahn."

"Erwachsen" in der Gesellschaft, aber nicht erwachsen im Leben

Warum also spricht man bei 18-Jährigen von "Erwachsenen", wenn es bis zu 30 Jahren dauern kann, bis das Gehirn ausgereift ist? Natürlich braucht die Gesellschaft einordnende Kategorien. Dabei ginge es laut Jones vor allem um das Bildungssystem, das Gesundheitssystem und die Justiz. Trotzdem sei es wichtig, immer von Individuum zu Individuum zu unterscheiden. Jones geht zum Beispiel davon aus, dass erfahrene Richter in der Rechtssprechung unterscheiden, ob die Straftat von einer 19-jährigen Person oder von einer Person in ihren 30ern verübt worden sei. 

Also, Menschen in euren 20ern: Macht euch nicht verrückt. Euer Gehirn sorgt ab der magischen 30 dafür, dass ihr euch erwachsener fühlt. Und selbst danach ist es völlig in Ordnung, noch über schlechte Wortwitze oder Katzenvideos zu lachen.

Quelle