Haustiere Warum die Ferienzeit so schlimm für Vierbeiner ist

14.08.2020 11:55

Ferienzeit ist die schönste Zeit – allerdings nicht immer für Haustiere. Denn leider gibt es gewissenlose Halter, die ihre Vierbeiner bei Urlaubsbeginn einfach aussetzen.

Endlich Urlaub – und wir alle haben uns ein wenig Erholung verdient. Die Zahl der Reiseziele ist derzeit aufgrund der Coronakrise zwar stark beschränkt, dennoch machen sich viele zum Urlaubstrip auf, nun eben oft auch im schönen Deutschland. Aber die Reisezeit hat leider auch für viele Haustiere bittere Konsequenzen: Jedes Jahr werden zehntausende Tiere einfach ausgesetzt, damit die Besitzer "unbelastet" ihre Ferien genießen können. In diesem Jahr hat sich die Situation sogar noch einmal verschärft und die Experten des Deutschen Tierschutzbundes ziehen auf "tierschutzbund.de" eine tragische Bilanz.

Der Urlaub kommt, die Tierliebe geht

Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland etwa 30 Millionen Haustiere. Der Großteil davon sind Hunde und Katzen, und die Mehrheit der Haustiere wird von ihren Besitzern geliebt und bestens versorgt. Aber immer, wenn die Ferienzeit anbricht, zeigt auch so mancher Halter sein wahres, skrupelloses Gesicht – denn mit dem Start der Urlaubsreise stört der vierbeinige Gefährte plötzlich. Dann ist es mit der Tierliebe vorbei, eine Tierpension zu teuer und das bemitleidenswerte Geschöpf wird einfach irgendwo sich selbst überlassen.

Zur Ferienzeit steigt die Zahl der ausgesetzten Tiere

Der Deutsche Tierschutzbund schätzt auf, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 500.000 Tiere ausgesetzt werden. Dieses unmenschliche Handeln erreicht mit dem Anbruch der Urlaubszeit verlässlich seinen Höhepunkt. Dann sind regelmäßig etwa 70.000 Tiere betroffen, die ihren Haltern auf einmal zur Last fallen. In der Mehrheit sind die Leidtragenden Hunde und Katzen, deren Rettung und Versorgung dann auch die Kapazitäten der Tierretter überschreitet. Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund beschreibt die Situation so: "Die Aufnahmekapazitäten der Tierheime sind häufig zu Beginn der Ferienzeit bereits komplett ausgeschöpft." Der sogenannte "Sommer-Anstieg" endet deshalb für viele betroffene Tiere tödlich.

Die Situation hat sich durch Corona noch verschärft

Diese schreckliche Situation sei in diesem Jahr sogar noch kritischer, sagte der Tierschutzbund. Denn während der Coronakrise, also den Zeiten von häuslicher Quarantäne und Homeoffice, haben sich, wie auf "focus.de" berichtet wird, mehr Menschen als sonst ein Haustier zugelegt, nur um spätestens zur Ferienzeit festzustellen, dass sie mit der Haltung überfordert sind oder ihr vierbeiniger Freund bei der Urlaubsplanung stört. Der Hamburger Tierschutzverein bestätigt diese Befürchtungen. In Hamburg, wo die Sommerferien bereits wieder zu Ende gegangen sind, sei die Zahl der ausgesetzten Tiere im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa ein Drittel gestiegen.

Das Aussetzen kann schwer bestraft werden 

So mancher Tierquäler scheint das Aussetzen für ein Kavaliersdelikt zu halten – das ist es aber nicht. Laut Tierschutzgesetz können Geldbußen bis zu 25.000 Euro fällig werden. Kommt das Tier durch eine Aussetzung beweisbar zu Tode, handelt es sich sogar um eine Straftat, die mit bis zu drei Jahren Freiheitsentzug geahndet werden kann.

Leider wird laut Tierschutzbund nur sehr selten mit voller Härte durchgegriffen. Die Beweisführung ist in vielen Fällen schwierig bis unmöglich. Zumindest, so der Tierschutzbund, sei in Bundesländern wie Hamburg, in denen eine Chip-Pflicht für Hunde besteht, die Zahl der ausgesetzten Tiere zurückgegangen – denn mit dem Chip lässt sich auch der Halter identifizieren. Die Chip-Regelungen sind aber von Bundesland zu Bundesland verschieden und die Gesamtzahl der ausgesetzten Hunde in Deutschland ist 2020 erneut gestiegen.

Ein Appell an das Gewissen

Ein Hauptproblem der schrecklichen Situation besteht laut Tierschutzbund darin, dass sich einfach jeder ein Haustier zulegen darf. Deswegen fordert der Bund schon lange einen Sachkundenachweis, also "eine Art Führerschein" zur Tierhaltung. Eine weitere Forderung besteht in einer Sonderzulage auf den Kaufpreis, die dem Tierschutz, also vor allem den Tierheimen zugeführt werden könnte. Man kann aber auch selbst als Tierschützer tätig werden. Praktisch alle Tierheime in Deutschland bieten zum Beispiel Patenschaften und Ehrenämter an – und natürlich werden auch Spenden gerne angenommen.

Janet Bernhardt vom Hamburger Tierschutzverein fordert zudem das eigentlich Selbstverständliche: "Wenigstens den Gang in das nächstgelegene Tierheim sollte ein Mensch unternehmen, der sein Tier nicht mehr versorgen kann oder möchte, um Schlimmeres zu verhindern und damit seiner Verantwortung gerecht zu werden. Es ist immer wieder erschütternd, wie skrupellos HalterInnen mit den ihnen anvertrauten Tieren umgehen. Dass Ferien oder Urlaub einen höheren Stellenwert haben, als die Versorgung des eigenen Schutzbefohlenen, ist mir unbegreiflich." Doch leider ereignet sich das Unbegreifliche immer noch jedes Jahr in viel zu hoher Zahl.

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