GZSZ-Star Anne Menden Kein Leder, kein Pelz, kein Fleisch – für Emilys Wandlung ist sie mitverantwortlich

22.02.2021 09:25

GZSZ-Star Anne Menden und ihre Serienfigur Emily haben wenig gemeinsam, doch eine Parallele ist auffällig: ihr Veganismus. In unserem Interview spricht die Schauspielerin über ein verantwortungsvolles Leben, den Tierschutz und ihr eigenes Fair-Fashion-Label.

Emily schlittert bei GZSZ von einem Drama ins nächste. Für die Fans der RTL-Serie ist es spannend anzusehen und Schauspielerin Anne Menden (35) genießt es, die aufregenden Geschichten ihrer Rolle zu spielen. Bei der Arbeit lässt sie all ihre Energie frei, erzählte sie im ersten Teil unseres Interviews. Privat kann die 35-Jährige – ganz im Gegensatz zu Emily – auch mal einen Gang runterschalten, zu Hause entspannen oder mit ihren Hunden im Wald verschwinden. Viel scheinen Anne und Emily nicht gemeinsam zu haben, doch eines fällt den Fans immer wieder auf: Beide haben Willensstärke, ein großes Herz und setzen sich für ein Leben ohne Leder, Pelz und Fleischkonsum ein. Sowohl Anne als auch ihre Serienfigur sind Veganerinnen und haben sogar eigene Fair-Fashion-Labels. Wer inspiriert hier wen?

Im zweiten Teil unseres Interviews spricht Anne Menden über ihr Engagement für den Tierschutz, die Verantwortung, die sie aufgrund ihrer großen Reichweite trägt, und über Emilys Wandel bei GZSZ.

GZSZ-Star Anne Menden setzt sich für den Tierschutz ein

BUNTE.de: Du hast mittlerweile Einfluss auf deine Rolle. Emily wurde Veganerin, weil du es auch bist, stimmt das?

Anne Menden: Das ist bei uns auch etwas Besonderes. Wir gehen sehr respektvoll miteinander um und wenn ich sage, das ist mir persönlich super wichtig oder ich kann etwas – aus welchen Gründen auch immer – nicht machen, dann wird das angenommen. Ich esse keine tierischen Produkte. Leder und Pelz zu tragen, ist für mich keine Option! Kosmetik mit Tierversuchen lehne ich ab. Ich kam ja direkt mit einem ganzen Paket an (lacht). Da wird nicht lange diskutiert. Dann sagen sie: Ok, wir tauschen die Sachen für den Dreh auch. Das muss eigentlich nicht mal geschichtlich kommuniziert werden, aber ich brenne dafür und es sind Themen, die immer mehr Menschen bewegen. Warum soll man es dann nicht mit einbringen? Dadurch, dass ich sowieso schon so gelebt habe am Set, war es gar kein Problem.

Mit einer erfolgreichen Serie erreicht man auch viele Menschen und kann ein Vorbild sein ...

Auf jeden Fall. Emily ist vielleicht eine andere Veganerin als ich es bin, es war eine Trendgeschichte, aber das macht nichts. Es gibt Leute, die sich plötzlich sehr viele Gedanken darüber machen, wenn sie eine Familie gründen – so hat es bei Emily angefangen. Das ist eine ganz normale Entwicklung. Und egal aus welchen Gründen du dich für eine vegane Lebensweise entscheidest – aus gesundheitlichen Gründen, wegen Tierschutz oder weil es ein Trend ist – du stößt immer automatisch auf die anderen Gründe. Wenn du dich wegen deiner Gesundheit dafür entscheidest, hilft es trotzdem auch dem Tierschutz.

Welchen Grund hattest du damals?

Ich war schon Vegetarierin. Dann war ich im Urlaub und habe einen Tauchschein gemacht. Der Tauchlehrer war sehr cool und hat mit uns über Tierschutz gesprochen – ein Thema, das mir sowieso schon am Herzen lag. Als wir von den Touristenspots weggetaucht sind, war da einfach gar nichts mehr. Keine Fische, keine Korallen, es war einfach tot. Am Abend gab es am Büffet Krabben in Plastikflaschen – lebend! Die hat man da reingepackt, weil man sie so besser stapeln konnte. Das gibt es bei uns auch, wenn man an Massentierhaltung denkt, nur dass man es im Restaurant nicht sieht. In unseren Städten sieht es schön aus, aber hier sind auch Gewässer verschmutzt. Man denkt, es wäre ganz weit weg. Tierschutz hat doch was mit Afrika zu tun oder mit China und den Lebendmärkten – aber was ist mit unserer Massentierhaltung? Wenn einen das nicht ganz kaltlässt, ist es doch sinnvoll, etwas zu verändern. Es ist ja nicht so, als müsste man als Veganer nur noch rohe Karotten essen (lacht). Ich finde die Entwicklung toll, dass es Alternativen gibt. Ich bin niemand, der zu McDonalds rennt, aber wenn man auf der Autobahn festsitzt und keine andere Wahl hat: Es gibt vegane Burger! Es ist wirklich machbar. Es ist nicht kompliziert, selbst wenn man sich noch gar nicht damit auseinandergesetzt hat. Das ist natürlich ein großes Streitthema, aber für mich war es einfach logisch, das zu machen.

Ich war danach dreimal bei Seashepherd-Kampagnen dabei. Diese aktive Zeit in der Organisation war eine sehr gute, lehrreiche Zeit für mich. Die Menschen, denen ich dort begegnet bin, die alle ehrenamtlich auf der ganzen Welt unterwegs waren, um auf eigene Kosten Wale, Delfine und Haie zu retten ... Ich habe so viel mitgenommen für mich als Mensch. Das war die wichtigste und beste Zeit, die ich hatte.

Ist das auch die Geschichte, die hinter deinem Hai-Tattoo steckt?

Durchs Tauchen bin ich in diese Thematik eingestiegen und habe festgestellt, dass ich eine sehr große Sympathie für Haie empfinde. Die sind durch Hollywoodfilme zum ultimativen Monster gemacht worden und dadurch ist die Angst vor diesen Tieren so extrem groß, dass das Interesse daran, sie zu schützen, fast bei null liegt. Das ist normal. Dinge, vor denen ich Angst habe, will ich nicht schützen. Aber Haie sind so unglaublich wichtig für das Ökosystem und so extrem stark vom Aussterben bedroht. Die Meere sind so leer und Haie finde ich als Sinnbild dafür wirklich wichtig. Sie sind der Bösewicht, deshalb will sie niemand schützen. Ich fühle mit ihnen. Ich bekomme auch oft auf den Deckel, weil meine Rolle nicht so sympathisch ist (lacht). Vieles, was die Leute zu wissen glauben, stimmt einfach nicht. Man sollte sich mit dem Thema beschäftigen und diese Scheuklappen wegnehmen. Man muss sich fragen: Was hat meine Entscheidung im Supermarkt mit dem Tierschutz zu tun? Die Chance, dass ich sie mal treffen werde, ist gering, aber ich habe einen Beitrag von der größten je gesichteten Weißen Hai-Dame der Welt gesehen. Ich habe sie daraufhin zeichnen lassen und mir das Tattoo stechen lassen.

Anne Menden gründete ihr eigenes Label

Für manche Menschen ist das Thema Veganismus und Tierschutz mit einer großen Hürde verbunden, dabei fängt es im Supermarkt an. Hast du Tipps für den Start?

Das ist genau der Punkt. Man muss nicht alles gleichzeitig und perfekt machen, den Wilderern hinterherrennen oder mit Jutebeutel im Wald leben. Viele denken ja: Oh Gott, wenn ich mich jetzt um die Umwelt sorge, dann ist mein Leben vorbei. Man möchte seine Gewohnheiten nicht ändern oder hat den Kopf gar nicht dafür frei, alles umzudenken. Aber wenn jeder etwas Kleines macht, ist der Effekt sehr groß. Man kann sich nach Alternativen umsehen oder verzichtet auf Plastiktüten. Man fragt sich: Muss ich fünfmal im Jahr um die halbe Welt fliegen, ist das nötig? Wir sind ständig im Flugzeug und jetten durch die Gegend. Gibt es vielleicht schöne Alternativen in der Nähe? Wir sind in der letzten Zeit wenig gereist und man sieht, dass sich in der Natur sehr viel tut. Wenn jeder auf ein bisschen Luxus verzichtet, kann man großen Einfluss nehmen.

Deshalb habe ich auch mein eigenes Label gegründet. Fair Trade und Fair Fashion sind etwas ganz Wichtiges im Bereich Umweltschutz und Menschenrechte. Wenn ich günstig produzierte Mode kaufe, kann ich davon ausgehen, dass sie mit vielen Chemikalien gefärbt wurde und nicht unter fairen Bedingungen entstanden ist. Wenn es fair und bio und vegan sein soll, mit wenig Verpackung oder ohne Plastik, dann verkauft man einen Hoodie locker für 140 Euro – mit normaler Gewinnspanne. Ich bekomme aber von meiner Community mit, dass sie gar keine Möglichkeit haben, so viel dafür auszugeben. Dann kauft man eben doch drei Hoodies zum Preis von einem. Ich wollte gute Qualität anbieten können, deshalb habe ich meine Gewinnspanne rausgenommen. So sind wir fast bei der Hälfte des Preises eines normalen Fair-Trade-Hoodies. Es ist ein Herzensprojekt.

Die Hangtags in den Klamotten waren auch so ein Thema. Sie nerven, man reißt sie raus und wirft sie weg. Irgendwann kam mir der Geistesblitz: Es gibt doch dieses Papier, in dem Samen drin sind. Wenn man sowas verwenden kann und Küchenkräuter reinpackt, wirft man es nicht einfach weg, sondern kann vielleicht sogar noch was Veganes kochen. Unseren Hangtag kann man essen! Dadurch hast du auch automatisch weniger Müll. Ich bin drei Tage lang durch die Bude getanzt und hab mich gefreut (lacht). Da steckt so viel Liebe drin.

Du sagst es schon, durch den enormen Aufwand wird die Kleidung auch teurer. Bist du mit dir trotzdem auch privat so streng oder ist Fair Fashion ein Goodie für dich, so wie für deine Follower?

Ich sortiere meine Sachen eher aus. Wenn ich weiß, ich trage es nicht mehr, gebe ich es weiter. Und wenn ich Shootings habe, gehe ich zu unserem GZSZ-Stylisten und leihe mir Klamotten. Oft sind es Sachen, die schick aussehen, die ich im Alltag aber nicht tragen kann. Dann macht es keinen Sinn, etwas neu zu kaufen. Wenn bei Emily Sachen aussortiert werden, nehme ich die gerne.

"Respektlose Kommentare machen mich so sauer!"

Du hast mehr als eine halbe Million Abonnenten auf Instagram. Suchst du deshalb sehr gezielt aus, was du postest?

Ich habe mir eine Zeit lang sehr viel Druck gemacht und dachte, ich müsste allen gerecht werden. Zum Ende des letzten Jahres habe ich mir zwei Wochen Pause gegönnt, weil ich dachte: Was soll ich den Leuten jetzt groß erzählen? Auch als der Lockdown lockerer war, bin ich zu Hause geblieben. Ich habe damit gar kein Problem, ich kann mich sehr gut mit mir selbst beschäftigen und habe immer genug zu tun. Ich mache mir mittlerweile gar keinen Druck mehr, jeden Tag zu posten oder jede Woche ein Rezept rauszuknallen. Wenn nichts kommt, kommt nichts. Ich kann natürlich jeden Tag erzählen: Ich bin aufgestanden, sitze auf meinem Sofa und gucke Netflix. Oder ich lasse es und genieße den Tag mal nur für mich. Es ist wichtig, dass man sich einfach mal inspirieren lässt, um anschließend Dinge weitergeben zu können. So war es bei mir mit "Black Lives Matter". Es ist ein sehr wichtiges Thema und alle haben was gepostet, aber wer hat sich wirklich eingesetzt? In der Phase habe ich mich auch fast zwei Wochen rausgenommen, Podcasts gehört, viel gelesen und mich hinterfragt. Ich bin niemand, der rassistisches Gedankengut hat. Ich gehe durch die Welt und denke: Es sind doch alle gleich. Aber nur, weil man Dinge nicht in Verbindung bringt, heißt es nicht, dass diese Verbindung nicht besteht. Nur weil ich das nicht so meine, heißt es nicht, dass es niemanden verletzt. Wenn es dich verletzt, dann ändere ich mein Verhalten. Auch wenn ich das schon immer so gesagt habe. Darum geht es.

Das Thema kochte kürzlich auch wieder hoch, nach der WDR-Talkshow ...

Genau. Das fand ich schwierig, weil ich zu der privilegierten, weißen Gesellschaft gehöre, die Rassismus selbst nicht erfahren muss. Es ist nicht gut, sich dann dort hinzusetzen und über Rassismus zu sprechen. Ich muss aufnehmen und verstehen, was man mir erzählt. Wir müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen, weil es Menschen gibt, die es verletzt. Wir sollten lernen, wie man etwas formuliert, ohne jemanden zu verletzen. Ich möchte auch nicht die Leute angreifen, die es falsch formulieren. Oft sehe ich Kommentare unter meinen Postings, die weit über der Grenze liegen – und trotzdem muss ich darauf achten, nicht impulsiv zu antworten und respektvoll zu bleiben. Respektlose Kommentare machen mich so sauer! Aber es ist niemandem damit geholfen, wenn ich wütend darauf antworte. Ich diskutiere sehr gerne mit meiner Community und spreche Themen an. Als Person, die viel Reichweite hat, liegt das in meiner Verantwortung. Aber ich merke auch, dass in diesen Momenten einige gehen und mir entfolgen, weil sie keine Lust darauf haben, sich damit auseinanderzusetzen. Das ist ok. Wenn nur ein einziger über dieses Thema nachdenkt, habe ich schon viel erreicht.

Crew-Love! Anne Menden fühlt sich bei GZSZ pudelwohl und zeigt ihren Fans gerne, wie viel Spaß sie mit ihren Kollegen hat. Im Video unten nimmt sie uns mit ans Set.

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