Graffiti-Künstler sprüht Maske auf ICE – und sogar die Deutsche Bahn ist begeistert

11.08.2020 17:34

Auf Graffiti reagiert die Bahn normalerweise allergisch. Bei der Aktion des Künstlers Razor ist das anders – es geht um die Durchsetzung der Maskenpflicht in Zügen.

Bei Graffiti versteht die Deutsche Bahn eigentlich keinen Spaß. Schon öfter hatten Sprayer Züge der Bahn mit verschiedenen Motiven oder Schriftzügen besprüht, und immer reagierte der Konzern ausgesprochen verschnupft darauf. Schließlich handelt es sich im juristischen Sinne um eine Sachbeschädigung, so ansprechend das Kunstwerk auch aussehen mag.

Diesmal ist das anders. Der Graffiti-Künstler Razor hatte kürzlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verziert, diesmal einen ICE. Der Künstler sprühte dem Zug einen pinken Mund-Nasen-Schutz mit gelben Herzen über die Nase und postete ein Bild davon auf Instagram. Die Reaktion der Deutschen Bahn verblüffte viele: Via Twitter äußerte sich die Bahn sehr wohlwollend zu dem Kunstwerk.

Bahn lobt Aktion von Graffiti-Künstler Razor

"Selbst Sprühdosen-Schurken, die sonst anscheinend wenig nachdenken, haben es verstanden", twitterte das Presseteam. "Denkt mal drüber nach, liebe Maskenmuffel." Das Coronavirus führt offenbar dazu, dass Bahn und Sprayer Seite an Seite sich für die Maskenpflicht einsetzen. In den Zügen der Deutschen Bahn gilt seit Längerem, dass Fahrgäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen.

Zuletzt wurde die Bahn jedoch oft dafür kritisiert, diese Vorgabe nicht konsequent durchzusetzen. Sogar Verkehrsminister Andreas Scheuer hatte sich nach Angaben seines Hauses mit der Bitte an das Unternehmen gewandt, "dass die DB strikt auf die Einhaltung der Maskenpflicht achtet". Dem will die Bahn jetzt vermehrt nachkommen, wer sich der Maske verweigert, soll nicht mitfahren dürfen. In einigen Städten werden auch Geldstrafen fällig.

Der Graffiti-Künstler Razor ist einer der erfahrensten Sprüher in Deutschland und auf das sogenannte "Trainwriting" spezialisiert, also das Sprühen von Buchstaben auf Zugwaggons. Bei der Bahn hat er sich damit bis jetzt wenig Freunde gemacht. "Das ist Sachbeschädigung und damit eine Straftat, die wir straf- und zivilrechtlich verfolgen", teilte das Unternehmen 2018 dem stern mit. Die Beseitigung der "Kunstwerke" koste jährlich acht Millionen Euro.

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