Folter ist keine Kultur Corona-Schonfrist vorbei: Stierkämpfe gehen wieder los - Tierschützer sind empört

08.07.2020 21:13

Vier Monate lang wurden die traditionellen Stierkämpfe in Spanien zu einer Zwangspause gezwungen. Grund waren die Corona-Maßnahmen, welche nun aber wieder gelockert wurden. Unter Auflagen dürfen die Veranstaltungen wieder stattfinden - Tierschützer sind empört.

"Folter ist keine Kultur", sagte Marta Esteban, die Sprecherin der Tierschutz-Plattform "La tortura no es cultura", der ARD. Deswegen sei es eine Freude, dass die berühmteste Stierhatz Spaniens in diesem Jahr wegen Corona entfalle.

Einnahmen in Millionenhöhe gehen verloren - Staat verweigert Hilfe

"Hoffentlich können wir bald schon sagen, dass nirgendwo mehr in Spanien Stiere leiden müssen", so Esteban weiter. Eine Aussage, die insbesondere bei den Bullenzüchtern nicht auf Zustimmung trifft. Einnahmen von 70 Millionen Euro würden den Züchtern entgehen - Tausende seien aus Protest auf die Straßen gegangen. Weil es doch "Kultur" sei, hätten Stierkämpfer auch Unterstützung vom Staat in Form eines Rettungspaketes gefordert. Das Kulturministerium habe abgelehnt.

Den Tierschützern zufolge gebe es ohnehin bereits illegale Subventionen vom spanischen Staat. So soll die Branche laut der italienischen Tierschutzorganisation LAV Gelder von der Europäischen Union erhalten. Jährlich etwa 130 Millionen Euro würden aus einem EU-Fond gezogen, welcher eigentlich für die Produktion hochwertigen Fleisches gedacht sei, so LAV-Vizechef Roberto Bennati.

Regeln werden "auf betrügerische Art hintergangen"

"Die Branche sagt, sie züchte Tiere für die Fleischproduktion. Doch in Wirklichkeit züchten sie für Stierkämpfe. Hier werden die Gesetze missbraucht. Die Regeln der Europäischen Union werden auf betrügerische Art hintergangen", erklärte der Tierschützer im Gespräch mit der ARD. Bessere Kontrollen seien wünschenswert - denn obwohl auch das Fleisch der Kampfstiere in Restaurants lande, sei es eher von minderer Qualität aufgrund des hohen Stressfaktors, dem die Tiere ausgesetzt waren.

Der Stierkampf werde mittlerweile von 80 Prozent der spanischen Bevölkerung kritisch gesehen, seit 2007 habe die Branche einen Zuschauerverlust von 61 Prozent verzeichnen müssen. "Stierkämpfe werden verschwinden, das ist sicher", sagte Esteban. Das Virus könne diesen Vorgang nun beschleunigen. Bis dahin fließe in den spanischen Arenen jedoch wieder Stierblut.

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