Fast so zuverlässig wie PCR-Test: Hunde können Corona erschnüffeln

20.05.2020 19:33

Hunde könnten künftig bei der Erkennung einer Coronavirus-Infektion helfen. Denn die Tiere erschnüffeln charakteristische Duftstoffe, die infizierte Patienten mit dem Urin ausscheiden. Eine klinische Doppelblindstudie soll nun folgen.

Hunde besitzen einen weit besseren Geruchsinn als wir Menschen. Mit seiner Hilfe können die Vierbeiner nicht nur der Duftspur eines Menschen folgen, Sprengstoffe detektieren oder Drogen erschnüffeln – auch in der Medizin erweisen sich die "Supernasen" als hilfreich. So gibt es bereits Hunde, die Lungen- oder Darmkrebs am Atem eines Menschen erkennen können, andere warnen Diabetiker vor einer drohenden Unterzuckerung.

Duft des Urins verrät Infektion

Jetzt legen Erfahrungen aus Finnland nahe, dass Hunde auch im Zuge der Corona-Pandemie hilfreich sein könnten. Für ihre Pilotstudie haben Anna Hielm-Björkman von der Universität von Helsinki einige als medizinische Diagnosehelfer ausgebildete Hunde darauf trainiert, Duftstoffe im Urin von Covd-19-Patienten zu erkennen. Die Hunde schnüffelten dafür an Urinproben gesunder und infizierter Personen und erhielten eine Belohnung, wenn sie bei Proben von infizierten anschlugen.

"Wir haben schon viel Erfahrung im Training von Hunden für die Erkennung von Krankheiten", sagt Hielm-Björkman. "Aber es war fantastisch zu sehen, wie schnell die Hunde den neuen Geruch erkennen lernten." Die Vierbeiner erkannten schon nach kurzem Training zuverlässig die Urinproben der mit SARS-CoV-2 infizierten Patienten, wie die Forscher berichten. Die Rate der korrekt als positiv detektierten sei dabei kaum niedriger gewesen als die eines gängigen Virustests mittels PCR.

Flüchtige organische Verbindungen als Krankheitsindikator

Welche Substanzen im Urin den offenbar charakteristischen Duft erzeugen, ist bislang unklar. "Ausgebildete Hunde können selbst niedrigste Konzentrationen von flüchtigen organischen Verbindungen, sogenannten VOCs, erkennen", erklärt Cynthia Otto von der University of Pennsylvania in Philadelphia, die ebenfalls Hunde auf Covid-19 trainiert. "Solche VOCs sind beispielsweise mit verschiedenen Krankheiten wie Krebs, bakteriellen Infektionen oder Nasentumoren assoziiert."

Da eine Infektion mit dem Coronavirus weitreichende Schäden und Veränderungen im Körper verursacht, ist es naheliegend, dass sich dadurch auch die Zusammensetzung der Duftstoffe im Urin der Patienten ändert. So weiß man bereits, dass Covid-19 nicht nur die Lungen angreift, sondern auch die Blutgerinnung und Blutgefäße sowie Darm und Nieren. Das könnte erklären, warum Hunde die Infektion am Urin erschnüffeln können.

Größere Studie in Vorbereitung

Das finnische Hundeteam bereitet nun erste größere Studie mit ihren vierbeinigen Covid-Schnüfflern vor. "Es gibt noch einige Dinge, die wir wieder und wieder überprüfen müssen, bevor wir diesen Dufttest in die klinische Praxis übernehmen", erklärt Anu Kantele von der Universität Helsinki. "Deshalb wollen wir die Hunde nun in einer randomisierten, doppelblinden Studie testen, bei der eine größere Zahl von Patientenproben zu beschnüffeln ist."

Bei einem solchen Testablauf wissen weder die Hundeführer und Experimentatoren noch die auswertenden Wissenschaftler vorab, welche Urinproben positiv sind und welche nicht. Außerdem werden in dieser Studie auch Urinproben von Patienten mitgetestet, die zwar nicht mit dem Coronavirus infiziert sind, aber an anderen Krankheiten leiden.

Ähnliche Tests führen zurzeit auch die Wissenschaftler der University of Pennsylvania durch. Sie wollen zusätzlich auch Speichel- und Urinproben von Kindern von den Hunden beschnüffeln lassen. "Das Potenzial dieser Hunde für die Erkennung von Covid-19 könnte erheblich sein", sagt Otto.

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