Der kleine Fuchs schreit laut, als die Hunde sich auf ihn stürzen, während die Jäger lachend zusehen. Plötzlich springt eine Gestalt dazwischen und greift sich das wehrlose Tier.

10.12.2017 09:50

England: Zwei Frauen stehen warm angezogen auf einer schlammigen Landstraße und warten. Eine der beiden hat eine laufende Kamera in den Händen. Wenige Meter weiter sitzen Menschen in Jagdkleidung auf ihren Pferden und sehen feindselig zu ihnen herüber.

„Das hier ist Privatbesitz!“, herrscht einer der Jäger die Frau mit der Kamera an. Sie lässt sich nicht von ihm einschüchtern und antwortet: „Wir sind nur hier, um sicherzustellen, dass keine Straftat begangen wird.“ In der Nähe warten zwei weitere Jäger zu Pferde darauf, dass die Frauen das Gelände verlassen - doch die beiden halten die Stellung. 

Plötzlich rennt ein kleines Geschöpf panisch an der Gruppe vorbei, verfolgt von einem Rudel aufgeregt kläffender Jagdhunde. Das Rudel drängt seine Beute in eine Ecke und stürzt auf sie los.

Die Begleiterin der Kamerafrau verliert keine Zeit. Sie sprintet hinterher, springt mitten in das Chaos hinein und greift sich den wehrlosen – noch unverletzten – Fuchs und hebt ihn in ihre Arme.

Den vor Angst starren Fuchs dicht an sich gedrückt rennt sie davon, so schnell sie nur kann. Die Kamerafrau folgt ihr auf die offene Straße und die beiden fliehen mit dem geretteten Tier vor der zornentbrannten Jagdgesellschaft und den aufgehetzten Hunden.

Wer sind die beiden Frauen, und warum tun sie das? Sie sind Mitglieder einer britischen Freiwilligengruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, illegale Jagden zu verhindern und zu stören.

 „Jagdsaboteure“, wie sie sich selbst nennen, gibt es bereits seit den 1960er-Jahren. Sie verfolgen alle der in Großbritannien verbreiteten Arten der Jagd mit Kameras. Manchmal laufen sie einfach als Mahnwache schweigend hinter der Jagdgesellschaft her und dokumentieren das Geschehen. Manchmal sprühen sie ätherisches Öl in die Luft, um die Witterung der Füchse zu überdecken, und blasen laut in eigene Jagdhörner, um die Jagdhunde zu verwirren. Manchmal aber werfen sich die Saboteure auch direkt zwischen die Jäger und ihre Beute und schützen das Tier mit dem eigenen Körper.

Unter allen anderen ist die traditionelle Fuchsjagd besonders grausam. Der Fuchs wird dabei von einem Rudel abgerichteter Hunde bis zur Erschöpfung gehetzt, bis sie ihn schließlich in die Enge treiben und in Stücke reißen. Die Menschen folgen dabei auf ihren Pferden und genießen das blutige Schauspiel.

Seit 2005 ist die Fuchsjagd in Großbritannien offiziell verboten. Die Jagdsaboteure jedoch wissen, dass überall im Land immer noch illegale Jagden veranstaltet werden. Das Verbot der Fuchsjagd ist schwer durchzusetzen, und viele Jäger wollen auf ihren geliebten aristokratischen Zeitvertreib nicht verzichten. Einmal wurden in einer Scheune 16 eingesperrte Füchse entdeckt, die für kommende Jagden dort gefangen gehalten wurden. Laut dem „International Fund for Animal Welfare“ (IFAW, auf Deutsch: Internationaler Tierschutz-Fonds) ist nur ein Prozent der stattfindenden Jagden gesetzeskonform.

Ein anonymes Mitglied der Saboteure sagt: „Befürworter der Jagden behaupten, die gejagten Tiere seien eine Plage, und sie von einem Rudel Hunde zerreißen zu lassen, sei die 'schnellste und netteste' Methode. Jeder, der einmal gesehen oder gehört hat, wie ein Fuchs von Hunden getötet wird, weiß, was für eine Lüge das ist.“

Die Saboteure müssen oft anonym bleiben, um sich vor Racheakten der Jäger zu schützen. Manche mussten bereits ihre eigenen Haustiere getötet in ihrem Vorgarten finden. Sie werden angegriffen, geschlagen, bedroht und beschimpft.

Die mutige Fuchsrettung durch die Saboteure kann hier in voller Länge angeschaut werden:

Die ehrenamtliche Arbeit dieser Menschen ist umso beeindruckender, weil sie mit ihr ein persönliches Risiko eingehen. Hoffentlich tragen Videos wie dieses dazu bei, dass mehr der illegalen Jagden für die Tierquäler ernste Konsequenzen haben.

 

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