Corona-NewsEntwurf: Einreise-Testpflicht soll neue Infektionswelle verzögern

30.07.2021 09:14

Die vorgesehene generelle Testpflicht bei Einreisen nach Deutschland soll nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums eine neue raschere Corona-Ausbereitung bremsen. Es sei notwendig, "die Eintragung zusätzlicher Infektionen einzudämmen und die Infektionszahlen gering zu halten, um in dieser Zeit weiter die Impfquoten steigern zu können", heißt es in einem Verordnungsentwurf aus dem Ministerium, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Die nach aktuellen Prognosen zu erwartende nächste Welle an hohen Infektionszahlen soll möglichst weit nach hinten verzögert werden."

Der Referentenentwurf mit Stand von Mittwochabend wurde nach dpa-Informationen mit anderen Ressorts vorabgestimmt, darüber soll nun noch weiter beraten werden. Der Entwurf sieht ein Inkrafttreten der Verordnung am 1. August vor. Die Bundesregierung hatte den Starttermin der Neuregelung aber zuletzt offen gelassen und auf noch nötige interne Abstimmungen verwiesen.

Grundsätzlich sollen laut dem Entwurf künftig alle Einreisenden ab sechs Jahren über einen negativen Testnachweis, Genesenennachweis oder Nachweis einer vollständigen Impfung verfügen müssen - egal von wo und auf welchem Weg sie nach Deutschland kommen. Bei Einreise aus einem Gebiet mit besorgniserregenden Virusvarianten soll immer ein Testnachweis nötig sein - Nachweise als Geimpfter oder Genesener sollen dann nicht reichen.

Generell sollen die Nachweise bei der Einreise mitzuführen und bei "stichprobenhaften" Überprüfungen durch die Behörden vorzulegen sein. Reist man mit einem "Beförderer" wie einer Fluggesellschaft, sollen die Nachweise vor dem Start auf Anforderung vorgelegt werden müssen - so ist es für Flugpassagiere schon bisher. Im grenzüberschreitenden Bahnverkehr soll dies auch während der Fahrt möglich sein.

Geplant sind dem Entwurf zufolge auch Änderungen bei der Einstufung von Regionen mit höherem Risiko. Künftig soll es statt drei nur noch zwei Kategorien geben: Hochrisikogebiete und Virusvariantengebiete. Die bisherige Stufe eines "einfachen" Risikogebiets soll entfallen.

Virologe Schmidt-Chanasit: Pooltests für Reiserückkehrer "durchaus überlegenswert"

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hat dafür plädiert, Reiserückkehrer im Falle einer Testpflicht nach ihrem Urlaub mit einer sogenannten Pooltestung auf das Coronavirus zu kontrollieren. Dabei werden mehrere Abstriche zusammengefasst und geprüft. "Wir kennen die ganzen Nachteile auch der Schnellteste, und sie kosten ja auch nicht unerheblich. Insofern wäre hier sicherlich eine Pooltestung mittels PCR-Verfahren durchaus überlegenswert", sagte Schmidt-Chanasit dem Radiosender "Bayern 2".

Eine Testpflicht für Reiserückkehrer sei dabei "nicht prinzipiell schlecht". Man müsse den Nutzen allerdings genau abwägen und die Details - wo und wie wird getestet - genau klären. Aus Praktikabilitätsgründen sollte eine Testpflicht dann so einfach wie möglich gestaltet sein, auch wenn dadurch einige Reisende benachteiligt würden. Der Test aller sei aber erstmal besser, "als ein sehr kompliziertes Regelwerk, das vielleicht dann wenig Effekt hat".

Hintergrund sei auch, dass die Qualität der Tests in den Urlaubsländern unterschiedlich sei, so der Tropenmediziner des Bernhard-Nocht-Instituts. "Da wird viel Schindluder getrieben." Man könne nicht sicher sein, ob die Tests so gut wie beispielsweise in Deutschland durchführt werden. "Und wir müssen uns dann die Frage stellen: Ist es zum Schluss eh nicht eine Alibimaßnahme, weil damit ist dann sicherlich niemandem geholfen."

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