Bitten dringend um Hilfe! : Verzweifelte Familie aus Stuttgart sitzt in Asien fest

25.03.2020 20:33

Nancy und Matthias Nerlich sitzen mit ihren kleinen Kindern in Kambodscha fest und haben große Angst. Wegen der weltweiten Corona-Pandemie können sie nicht zurück nach Deutschland. Niemand hilft ihnen, auch nicht die Bundesregierung. In einem emotionalen Facebook-Post wenden sich die Eltern an die Öffentlichkeit: "Wir wissen nicht weiter und sind verzweifelt!"

Mit einem verzweifelten Appell auf Facebook hat eine junge Familie aus Stuttgart auf ihre kritische Lage aufmerksam gemacht und Hilfe erbeten. Die Eltern sitzen mit ihren beiden Kindern (ein und vier Jahre alt) in Kambodscha fest und können wegen der weltweiten Corona-Epidemie nicht zurück nach Deutschland. Sie haben große Angst.

Facebook-Post: "Liebe Bundesrepublik Deutschland"

„Liebe Bundesrepublik Deutschland“ - mit diesen Worten beginnt der Facebook-Post, den die 35-jährige Nancy Nerlich geschrieben hat. Gemeinsam mit ihrem Mann Matthias (33) und ihren beiden Söhnen Jaron und Jonas war sie vor drei Monaten nach Asien aufgebrochen, um dort die Elternzeit zu verbringen. Seit Ende Februar befindet sich die Familie in Kambodscha.

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„Wir stecken in Kambodscha fest und wollen in einer ungewissen Situation wie dieser nach Hause“, schreibt Nancy Nerlich auf Facebook. In den vergangenen zwei Wochen habe die Familie „extrem viele Stunden telefoniert“, auch die Eltern in Deutschland hätten sich für sie eingesetzt. Allerdings: „Unsere Reiseagentur hat uns mehrmals eine Flugumbuchung zugesagt, aber nie kam eine Bestätigung. Alle Airlines weisen uns ab. Transitflughäfen für uns finden wir nicht mehr.“

Eltern: "Was ist, wenn unsere Kinder krank werden?"

Die Familie aus Baden-Württemberg ist mit den Nerven am Ende: „Wir wissen nicht weiter und sind verzweifelt! Wir haben Angst, da das Gesundheitssystem hier wesentlich schlechter ist als in Deutschland. Was ist, wenn unsere Kinder krank werden?“

Natürlich habe man sich längst mit den zuständigen Stellen in Verbindung gesetzt. „Die Deutsche Botschaft in Phnom Penh hilft uns nicht weiter, da wir nur die Aussage bekommen uns einen Flug zu suchen. Wir finden keinen!!!“, so die Familie. „Wir bitten sehr dringend um Hilfe!!!! Bitte melden Sie sich!“

Corona-Pandemie: Chaos und geschlossene Grenzen

Am Schluss des Facebook-Eintrags verweisen die Nerlichs darauf, dass sie nicht die einzigen Deutschen in Not sind. „In unserem Hotel gibt es eine weitere deutsche Familie mit Kindern, die genau das gleiche Problem haben und nach Hause möchten.“

FOCUS Online nahm Kontakt mit den Stuttgartern auf. Eigentlich wollten sie bis zum 29. März in Kambodscha bleiben, dann nach Vietnam reisen und von dort aus am 20. April nach Deutschland zurückfliegen. Doch wegen der Corona-Pandemie hat Vietnam die Grenzen für Europäer geschlossen.

Familie klagt: Reiseagentur ist völlig überfordert

Alle Versuche der Familie, mit anderen Airlines aus Kambodscha rauszukommen, scheiterten. Schließlich wendeten sie sich an ihre Reiseagentur. Nancy Nerlich: „Wir haben unsere Flüge über Opodo gebucht.“ Doch die Agentur sei völlig überfordert gewesen, berichtet sie.

Stundenlanges Warten in der Hotline, gescheiterte Umbuchungs-Versuche, unvorbereitetes Personal. Einmal gerieten die Nerlichs an einen Mitarbeiter, der nicht einmal das Flughafenkürzel von Phnom Penh wusste. „Das mussten wir ihm erst raussuchen“, so Nancy Nerlich. Das dritte Telefonat habe die Familie abgebrochen, weil es schier aussichtslos war.

Verzweifelte Suche nach Flügen - vergeblich

Schließlich fuhr die Familie auf eigene Faust zum Flughafen in die kambodschanische Hauptstadt, doch viele Büros waren geschlossen. „Wir haben jede denkbare Fluggesellschaft angerufen. Doch alle Airlines haben entweder den Flugverkehr nach Kambodscha eingestellt oder die Transitflughäfen erlauben uns kein Flug“, sagt Nancy Nerlich zu FOCUS Online.

Die Familie aus Süddeutschland steht mit ihrem Problem nicht allein da. Dutzende deutsche Touristen befinden sich derzeit noch in Kambodscha. Sie wollen das Land so schnell es geht in Richtung Heimat verlassen, können aber nicht. Ob die Bundesregierung ihnen hilft, ist fraglich.

Kambodscha nicht auf Liste für Rückhol-Aktionen

Bislang hat die Regierung etwa 120.000 der geschätzt 200.000 im Ausland gestrandeten Deutschen zurückbringen können. Nach den Haupturlaubsgebieten – Länder wie Marokko, die Dominikanische Republik, Ägypten, die Malediven und die Philippinen – konzentrieren sich die Rückholaktionen (Gesamtkosten bis zu 50 Millionen Euro) nun auf abgelegenere Regionen.

Aktuell stehen auf der Liste des Auswärtigen Amtes 21 Länder, aus denen Urlauber zurückgeholt werden. Kambodscha ist nicht darunter.

Weiteres Problem: Visa-Verlängerung nicht möglich

Familie Nerlich hat unterdessen ein weiteres massives Problem. Ihr Visum für Kambodscha läuft am 29. März 2020 aus , eine Verlängerung ist derzeit nicht möglich. Grund: Im Ausweis des kleinen Jaron stimme eine Zahl nicht mit anderen Dokumenten überein, monieren die Behörden in Asien. Nun muss die Familie darauf warten, dass die Stadt Stuttgart Dokumente an die Botschaft schickt. Das kann dauern.

 „Bei einer Visaverlängerung behält die Behörde unsere Pässe eine Woche lang ein. Wenn also in der Zwischenzeit ein Flug gehen würde, hätten wir kein Pass“, sagt Nancy Nerlich zu FOCUS Online. Für die Familie spitzt sich die Lage immer weiter zu.

Quelle