ADHS bei Erwachsenen: Darum gibt es immer mehr Fälle

20.03.2024 09:42

Immer mehr Erwachsene bekommen eine ADHS-Diagnose. Wir erklären dir, wieso das so ist und welche typischen Symptome es gibt.

In den sozialen Medien hört man immer öfter, dass erwachsene Menschen die Diagnose ADHS erhalten. Den Begriff bringt man eher mit „aufgedrehten“ Kindern und Jugendlichen in Verbindung – bis jetzt. Denn immer mehr Erwachsene erklären sich ihr Verhalten mit dieser Diagnose. Was genau ADHS ist und wieso es nicht nur Jugendliche betreffen kann, erfährst du hier.

ADHS-Diagnose: Was bedeutet das?

Die Abkürzung steht für Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung, kurz eben ADHS. Fast jeder erinnert sich an diesen einen Mitschüler, der früher in der Schule nicht stillsitzen konnte. Doch ADHS bedeutet mehr als Hyperaktivität und ist vor allem kein rein männliches Problem, wie lange angenommen wurde. Immer mehr erwachsene Frauen teilen auf TikTok oder Instagram ihre Erfahrungen mit der späten Diagnose.

Wichtig: ADHS ist keine Verhaltensstörung – wie früher fälschlicherweise angenommen wurde – sondern eine neurologische Entwicklungsstörung. Diese ist angeboren oder entwickelt sich kurz nach der Geburt.

Bei ADHS werden drei Ausprägungsformen unterschieden:

  • Unaufmerksam: Die Person kann sich nur schwer konzentrieren und eine Aufgabe nur schwer erledigen.
  • Impulsiv und hyperaktiv: Die Person möchte am liebsten alles auf einmal machen und lässt sich schnell ablenken.
  • Kombiniert: Bei einigen Personen können die ADHS-Symptome auch kombiniert auftreten.

Wer im Erwachsenenalter diagnostiziert wird, der weist oftmals die kombinierte Variante auf.

Warum gibt es immer mehr Fälle?

Die kurze Antwort, wieso plötzlich so viele Menschen eine ADHS-Diagnose erhalten, ist: Sie wurden als Kinder nicht diagnostiziert und haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Betroffene galten früher als tollpatschig oder „unzähmbar“ – ohne, dass es eine Erklärung dafür gab. Vor allem Mädchen wurden in der Forschung zu ADHS oft übersehen. Laut einer Studie werden Jungen übrigens viermal so oft diagnostiziert. Das bedeutet aber nicht, dass Mädchen keine ADHS-Symptome erleben können.

Weitere Informationen zu diesem Thema und zur genauen Diagnose gibt es auf der nächsten Seite.

Auch die Content Creatorin Charlotte Suhr erhielt erst im Erwachsenenalter eine ADHS-Diagnose. Sie berichtet auf ihrem Instagram-Account über ihre Kindheit, in der es bereits erste Anzeichen gab.

„Es war eine Zeit (1990er-Jahre, Anm. d. Red.), in der die Möglichkeit, dass jemand erkennen würde, dass ein kleines Mädchen ADHS haben könnte, praktisch bei 0 lag […] Ich passte nicht in das klischeehafte Bild von ADHS. Die meisten vermuteten das höchstens bei frechen, ungestümen Jungen.“

Psychotherapeutin Mona Abdel-Hamid bestätigt, dass die Symptome oft schon im Kindesalter auftreten, aber nicht als ADHS erkannt werden. Bei Jungen erkenne man oftmals die Mischform, weil sie sich meist impulsiver verhalten. Mädchen hingegen seien oft verträumt, stören aber beispielsweise selten den Unterricht.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Wenn du den Verdacht hast, dass du ADHS haben könntest, kannst du das von einem Psychotherapeuten oder einer Psychologin abklären lassen. Bis eine genaue Diagnose gestellt werden kann, dauert es allerdings bis zu zwei Jahre. Doch welche Anzeichen gibt es eigentlich für ADHS? Häufig sind diese Symptome im Erwachsenenalter erkennbar:

  • Stimmungsschwankungen
  • Schusseligkeit
  • Langeweile
  • Schlafstörungen
  • Unordnung
  • Prokrastination
  • Ungeduld
  • starke Reaktionen (Trauer, Aggressivität)

Welche Therapieformen gibt es?

Je nachdem, wie stark ADHS bei dir ausgeprägt ist, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Von Fachleuten empfohlen sind folgende drei Verfahren:

  • Beratung
  • Verhaltenstherapie
  • Medikamentöse Therapie

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, alle drei Ansätze zu kombinieren. Das sollte immer mit einem Profi besprochen werden, damit die beste Therapie für dich gefunden wird.

Abschließend lässt sich festhalten, dass nicht unbedingt mehr Menschen an ADHS leiden, sondern dass immer mehr Betroffene diagnostiziert werden. Für viele leider zu spät, um ihnen Sorgen und Leid zu ersparen. Aus diesem Grund ist die Aufklärungsarbeit, wie auch Charlotte Suhr sie betreibt, so wichtig!

 

Quelle