10 seltsame Dinge, die in der Antike ganz normal waren.

11.06.2019 13:56

Für uns ist es oft leicht, die Vergangenheit zu belächeln: Viele Bräuche, Heilungspraktiken, Schönheitsideale und schlicht das tägliche Einerlei erscheinen aus heutiger Sicht kurios und unverständlich. Dennoch handelten die Menschen damals genauso im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Vorstellungen, wie wir es heute tun.

Im Altertum gab es viele eigentümliche Techniken und Traditionen, die den damaligen Alltag prägten und von denen einige aus heutigem Blickwinkel schräg, verstörend oder brutal wirken - damals waren sie völlig normal. Mach dich bereit zum Staunen:

1.) Frauen durften auf Beerdigungen nicht weinen.

Eine gewöhnliche Beerdigung im alten Rom begann in der Regel mit einem Trauerzug durch die Straßen, hinter dem die trauernden und weinenden Verwandten herliefen. Es galt: Viele Personen bei einer Beerdigung bedeuteten ein hohes Ansehen des Verstorbenen.

Deshalb bezahlten einige reiche Familien Schauspielerinnen, die ebenfalls Trauer und Leid bekundeten sollten und somit das Prestige des Verblichenen und seiner Familie (künstlich) erhöhten. Jedoch wurde die professionelle „Trauerarbeit“ immer exzessiver: Frauen kratzten sich Wangen blutig, rissen an ihren Haaren und klagten sehr geräuschvoll.

Dies widersprach jedoch den römischen Idealen, weshalb diese Tradition in Verruf geriert und dann als zu extrem angesehen wurde. Gesetze schrieben bald darauf vor, wie stark getrauert werden durfte.

2.) Ärzte benutzten Knoblauch für Schwangerschaftstests.

Ohne moderne Schwangerschaftstests mussten sich Frauen aus der Frühzeit anderer Mittel bedienen. Eine in heutigen Augen ziemlich bizarre Methode erforderte, dass sich die zu testende Dame eine Knoblauchzehe oder eine Zwiebel in die Vagina einführte und so die Nacht verbrachte. Am nächsten Morgen urteilte der Arzt am Atem, ob sie schwanger war. War der Knoblauch oder die Zwiebel zu riechen, dann „blockierte“ kein Kind den Weg zwischen Scheide und Mund.

3.) Väter durften legal die Liebhaber ihrer Töchter töten.

Väter hatten zu jener Zeit eine weitaus größere Autorität in der Familie. Diese erstreckte sich natürlich auch über ihre unverheirateten Töchter. Das Familienoberhaupt hatte beispielsweise das Recht, den Ehemann für sie auszuwählen. Selbst nach der Heirat blieben Töchter Teil der väterlichen Familie.

Auch Geschlechtsverkehr vor der Heirat war nicht erlaubt, denn es galt als Ehebruch. Wenn eine Tochter es trotzdem tat, hatte der Vater das Recht, ihren Liebhaber (und sie selbst) zu töten – jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Er musste beide zum Beispiel persönlich beim Liebesspiel ertappen. Töten durfte der Vater, wenn überhaupt, nur Geliebte eines niedrigen Standes wie Sklaven.

Trotzdem muss erwähnt werden, dass dies nicht die Norm war und natürlich stark von den Umständen der Zeit sowie von der jeweiligen Epoche der römischen Geschichte abhing, die fast eintausend Jahre umfasst.

4.) Tierexkremente dienten als Medizin.

Es wirkt abstoßend, wurde jedoch in der Frühzeit als angemessenes Heilmittel angesehen. Tierexkremente verwendete man damals auf vielerlei Arten. Beispielsweise dienten die Hinterlassenschaften von Krokodilen im alten Ägypten als Verhütungsmittel. Kot von Eseln, Gazellen oder Hunden wurde als Desinfektionsmittel auf Wunden aufgetragen.

Dies tat man sogar teilweise bis ins 19. Jahrhundert. Im Jahre 1847 erschien zum Beispiel der letzte Nachdruck des großen Standardwerkes „Die heilsame Dreckapotheke“ von Christian Franz Paullini aus dem Jahre 1697. Darin heißt es, dass Pferdekot gegen Zahnschmerzen oder Falkenkot bei Sehschwäche helfe.

5.) Glaskugeln und Naturgummi wurden als Brustimplantate genutzt.

Der sogenannte Schönheitswahn ist keine Erfindung der Neuzeit. Frauen haben schon immer versucht, ihre Schönheit zu verbessern, und dazu gehörten bereits seit der Frühzeit allerlei Mittelchen wie hausgemachte Cremes, verschiedene Puder, Kokosnussbutter oder Olivenöl. Auch die Größe und Form der Brüste sollte damit verbessert werden.

Es gab zwar schon in der Antike chirurgische Eingriffe, aber wahrscheinlich noch keine Brustoperationen. Wenn es welche gegeben haben sollte, dann hätte man bestimmt ähnliches Füllmaterial genutzt wie in späteren Epochen. Bei den ersten Brustoperationen im späten 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert verwendete man etwa Elfenbein, Glaskugeln und Gummigranulat.

6.) Ärzte bohrten Löcher in die Köpfe kranker Menschen, um böse Geister herauszulassen.

Ärzte und Heiler interessieren sich seit jeher für den menschlichen Körper und erfanden im Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl von „bewährten“ Heilmethoden: Trepanation (Bohren) ist eine davon. Man glaubte, damit Krankheiten wie Krämpfe, Kopfschmerzen oder Infektionen zu heilen – beispielsweise, weil ein böser Geist das Leiden verursachte, den man nur herauslassen musste.

Über 10.000 Jahre alte Funde belegen diese Praxis seit der Urzeit.

7.) Im antiken Rom war es Vätern erlaubt, Söhne in die Sklaverei zu verkaufen.

Nicht nur Töchter unterstanden der Autorität und Gewalt ihres Vaters. Auch dessen Söhne mussten sich seinen Entscheidungen fügen, die sogar ein Leben in Sklaverei bedeuten konnten. Allerdings war es allem Anschein nach eine höchst seltene Praxis, derer sich selbst sehr arme Familien nur in Ausnahmefällen bedienten und die vermutlich ein Überbleibsel aus den archaischen Zeiten Roms darstellt.

8.) Im Ägypten der Pharaonen entfernten Menschen als Zeichen der Trauer ihre Augenbrauen.

Wie viele Menschen wissen, wurden im alten Ägypten Katzen verehrt. Sie sollten den Familien, mit denen sie lebten, Glück bringen. Falls eine Katze starb, entfernten sich deren Besitzer die Augenbrauen und trauerten so lange um die verstorbene Samtpfote, bis sie nachgewachsen waren.

9.) Frauen benutzten Blei und Schwefel, um ihre Haare zu färben.

Schon Menschen aus frühester Zeit färbten sich die Haare. Weil aber das Wissen über viele Stoffe wie Metalle und deren Wirkung auf den Körper unbekannt war, wurden viele Substanzen als Färbemittel genutzt, die einen sehr schlechten Einfluss auf die Gesundheit haben. Römer und Griechen beispielsweise benutzten Färbemittel, die permanent wirkten und verschiedene Chemikalien wie Schwefel enthielten.

Im 18. Jahrhundert war es in Italien üblich, langes Haar mithilfe von ätzenden Laugen golden zu färben. Viele Europäerinnen nutzten Pulver aus Safran und Schwefel, um wundervolle Haarfarben zu erhalten. In Afghanistan glaubte man sogar, dass das Haarefärben ein gutes Mittel gegen Kopfschmerzen sei.

10.) Es gab öffentliche Gemeinschaftstoiletten im alten Rom.

Anders als heutzutage erledigten die Römer der Antike ihr tägliches Geschäft auf öffentlichen Toiletten oder wuschen sich in öffentlichen Bädern – nur Reiche hatten ein privates Badezimmer. Im Kontext der damaligen Zeit war jedoch dieser Hygieneaufwand äußerst fortschrittlich und der Aufbau der Toiletten ausgeklügelt.

Im Laufe der Zeit sind viele Selbstverständlichkeiten von damals in Vergessenheit geraten. So bizarr und ungewöhnlich uns viele Praktiken, Traditionen und Techniken auch erscheinen, die Menschen versuchten, das Beste aus ihrem Leben zu machen – wenn auch mit einigen Irrungen und Wirrungen. Aber das haben wir auf jeden Fall mit ihnen gemein.

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