Pille, Spirale & Co Verhütungsmittel nach der Schwangerschaft: Das musst du wissen

26.10.2020 08:48

Welche Methoden der Verhütung man kurz nach einer Schwangerschaft verwenden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Aber welche sind das und was muss man beachten?

Kurz nach Schwangerschaft und Geburt steht der Nachwuchs und seine Versorgung im Mittelpunkt. In dieser Lebenssituation rückt der Gedanke an Sex und Verhütung oft erst einmal in den Hintergrund. Aber irgendwann wird auch der Sex wieder seinen Platz in der Beziehung einnehmen – und damit stellen sich Fragen nach der richtigen Verhütungsmethode. Denn vor allem während der Stillzeit, muss auch um Wohl des Babys berücksichtigt werden.

Und was sagt die Expertin zum Thema Verhütung? Im Video erfährst du's!

Wann wird Verhütung wieder nötig und möglich?

Die Zeitdauer, nach der ein Paar nach einer Geburt wieder Lust auf Zärtlichkeit und Sex entwickelt, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Manchmal geschieht das relativ schnell, in anderen Fällen vergehen Monate. Jedenfalls stellt sich im Rahmen der individuellen Familienplanung irgendwann wieder die Frage nach der richtigen und sicheren Verhütungsmethode. Und auch nach dem richtigen Zeitpunkt dafür.

Hier macht der Faktor Stillen den entscheidenden Unterschied: Frauen, die nicht oder nur sporadisch stillen, erleben bereits etwa vier bis sechs Wochen nach der Geburt wieder einen Eisprung und können wieder schwanger werden, wie unter anderem "familienplanung.de" berichtet. Anders liegt der Fall bei Frauen, die voll stillen.

Stillen als Empfängnisschutz?

Die Natur hat das Stillen als vorübergehenden Empfängnisschutz eingerichtet – wenn auch einen, der nicht zu 100 Prozent Sicherheit bietet, denn auch während der Stillzeit kann die Periode und damit auch der Eisprung wiederkommen. Bei Frauen die voll stillen, also mindestens sechsmal in 24 Stunden, wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet. Das regt nicht nur den Milchfluss an, sondern hemmt auch die Aktivität der Eierstöcke. Stillende Frauen sind deshalb bis zu sechs Monate lang relativ (!) zuverlässig vor einer weiteren Schwangerschaft geschützt. Nach diesem Zeitraum, aber allerspätestens nach dem Einsetzen der ersten Regelblutung, die auch bereits früher eintreten kann, muss dann wieder verhütet werden, falls vorläufig kein weiterer Nachwuchs erwünscht ist. Gleichzeitig kommen aber in der Stillzeit nicht mehr alle Verhütungsmethoden infrage.

Was bei Hormon-Präparaten zu beachten ist

Während der Stillzeit muss bei der Verhütung das Kindeswohl berücksichtigt werden. Und das betrifft in erster Linie hormonelle Verhütungsmethoden. Das Problem sind vor allem die Östrogene, die über die Milch auf das Baby übertragen werden und zudem die Milchproduktion beeinträchtigen können. Das gilt für alle östrogenhaltigen Verhütungsmethoden, etwa Kombi-Pille-Präparate aber auch Vaginalringe oder Verhütungspflaster. Frauen, die nicht stillen, können Östrogen verwenden. Die Kombi-Pille sollte allerdings erst frühestens drei Wochen nach der Geburt wieder eingenommen werden, da sich sonst das Thromboserisiko erhöht.

Hormonpräparate, die das Hormon Gestagen enthalten, gelten als unbedenklich für das Baby und sollen keine Wirkung auf die Milchproduktion haben. Das gilt für die sogenannte Mini-Pille, für die meisten Spiralen, Hormonimplantate und die Dreimonatsspritze.

Die Mini-Pille sollte bei stillenden Frauen allerdings erst sechs Wochen nach der Geburt wieder zur Anwendung kommen und das gilt auch für Gestagen-Spiralen sowie Dreimonatsspritze. Frauen, die nicht stillen, können Gestagen-Produkte jederzeit verwenden, wenn für sie wieder Verhütungsbedarf besteht.

Verhütungsmethoden ohne Hormone

Mechanische Verhütungsmethoden wie das Diaphragma oder Kondome sind naturgemäß gänzlich unbedenkliche Anwendungen während der Stillzeit. Ein neues Diaphragma kann allerdings erst etwa drei Monaten nach der Geburt wieder neu eingesetzt und angepasst werden, denn erst nach dieser Zeit hat sich der Beckenboden wieder ausreichend zurückgebildet.

Die sogenannten natürlichen Verhütungsmethoden wie zum Beispiel die Knaus-Ogino-Kalendermethode, die Messung der Basal-Temperatur oder die Beobachtung des Zervix-Schleims – also Methoden, die auf der Bestimmung der fruchtbaren beziehungsweise unfruchtbaren Tage beruhen – gelten während der Stillzeit als unsicher. Das sind sie für unerfahrene Anwenderinnen ja schon im Normalfall. Denn der Zyklus muss sich nach der Geburt erst wieder normalisieren und wann das der Fall ist, kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen.

Sonderfall "Pille danach"

Einen Sonderfall stellt die "Pille danach" dar, falls sich doch eine Verhütungspanne ereignet haben sollte und der Nachwuchs nicht erwünscht ist. Diese Medikamente enthalten Wirkstoffe wie Levonorgestrel oder Ulipristal, die in die Muttermilch übergehen. Die Einnahme dieser Wirkstoffe sollte direkt nach dem Stillen erfolgen, danach wird empfohlen eine achtstündige Stillpause einzulegen.

Sehr viel problematischer ist das Ulipristalacetat, das sich ebenfalls in einigen dieser Pillen befindet. Hier muss nach der Einnahme eine Woche lang mit dem Stillen ausgesetzt werden. In dieser Zeit sollte die Milch abgepumpt werden, um die Milchbildung weiter angeregt zu halten. Die abgepumpte Milch ist für den Verzehr durch das Baby ungeeignet.

Generell gilt auch bei diesem Thema, dass man die Entscheidung für eine Verhütungsmethode in der Stillzeit mit seinem Arzt abklären sollte, um Vor- und Nachteile abzuwägen und sämtliche Risiken auszuschließen. Und in vielen Fällen wird sich die Methode nach der Stillzeit auch wieder ändern.

 

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